Duell der Rollenspielgiganten: Hexer gegen Inquisitor

Dragon Age: Inquisition vs. The Witcher 3: Wild Hunt

Artikel Joel Kogler

Atmosphäre

Dicht verknüpft mit der Story ist die Atmosphäre, die Welt, in die der Spieler geworfen wird. Gerade beim Genre der Rollenspiele wird oft von Immersion gesprochen, also der Grad wie sehr sich der Spieler in die Spielwelt versetzt fühlt.

Beide Spiele gehen die im Grunde sehr ähnliche Welt rund um ein mittelalterliches Setting mit Magie und Politik komplett unterschiedlich an. "The Witcher 3: Wild Hunt" versetzt den Spieler in die Haut von Geralt, einem vom Kindesalter zum Monsterjäger gedrillten Mutanten. Bereits zu Beginn des Spiel merkt man, dass die Dorfbewohner dem weisshaarigen Hexer mit gemischten Gefühlen begegnen. Einerseits sehen sie in ihm kaum mehr als ein Monster, ein Mutant, dem man nachsagt, Kinder zu entführen. Andererseits brauchen sie ihn, da er der einzige ist, der der wachsenden Monsterflut Einhalt gebieten kann.

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Diese Ambivalenz zieht sich durch die ganze Welt von "The Witcher". Kein Charakter, nicht einmal alle Monster sind grundsätzlich böse. Zusammen mit den Dialogoptionen, die den Verlauf einer Quest entscheidend ändern können, ist es fast unmöglich, die Konsequenzen aller Entscheidungen abzuschätzen. Die Welt fühlt sich dadurch dynamischer an, als in den meisten anderen Rollenspielen. Man ist nur einer von vielen Faktoren, die die Welt beeinflussen und nicht das Zentrum der Welt.

Ein weiteres wichtiges Merkmal ist der deutlich erwachsene Ton des "Witcher"-Universums. Das geht von der sehr deutlichen Gewaltdarstellung über erotische Szenen bis hin zu den tieferen Themen wie Rassismus, Korruption und Macht.

Auch "Dragon Age: Inquisition" versucht ein solch differenziertes Universum zu erschaffen. Diskriminierung von Elfen und Magiern gehören auch hier zur Tagesordnung. Doch die raue Fassade beginnt beim allerersten Auftritt des Spiels zu bröckeln. Denn was in der "Witcher"-Welt eine graue Moral ist, ist im letzten "Dragon Age"-Titel ganz klar in gute und böse Aktionen trennbar. Dieses "Problem" beginnt mit dem in "Mass Effect" eingeführten Kommunikationsmenü, das in jeder Situation oben rechts die gute Antwort bietet und unten rechts die böse. Doch verglichen mit anderen Vertretern des Genres und insbesondere "The Witcher" ist selbst ein "böser" Inquisitor noch lieb und nett, bloss greift er zu härteren Methoden, um die Welt zu retten.

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Zwar kann sich der Spieler hier eine eigene Spielfigur zusammenbasteln, eine Klasse wählen und einen scheinbar freien Weg gehen, doch am Ende spielt kaum eine Entscheidung eine Rolle und die, die eine Rolle spielen sind viel zu vorhersehbar und schwarz/weiss, um wirklich den Spieler in den Bann zu ziehen. Doch all das hat auch seine guten Seiten. "Dragon Age: Inquisition" ist durch seine klarere Moral deutlich einfacher zugänglich. Man muss nicht die Motivation aller Fraktionen bedenken, sondern kann einfach nur spielen und eine sehr bunte, sehr moralische Fantasywelt erkunden. "The Witcher" wurde vorgeworfen, Rassismus zu unterstützen, da es in der "Witcher"-Welt keine dunkelhäutigen Charaktere gibt. "Dragon Age: Inquisition" hingegen entzieht sich jeglichen derartigen Anschuldigungen, indem es homosexuelle Charaktere, dunkelhäutige Charaktere und starke Frauen alle nebeneinander stellt und gleich behandelt. Das ist zwar vorbildlich, wirkt aber manchmal leicht aufgesetzt.

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