Thomson TT200BT Bluetooth-Plattenspieler - Test

Ich will Vinyl!

Hardware: Test Ulrich Wimmeroth

In zehn Minuten betriebsbereit

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Der Anschluss gestaltet sich erfreulich simpel: Nach dem Entfernen diverser Klebestreifen und Klemmen, dem Lösen der Transportschraube, welche den Plattenteller arretiert sowie dem Befestigen des Tonarm-Gegengewichts wird der Abspieler an einen Verstärker angeschlossen. Das geschieht mittels einem Stereo Cinchkabels, das fest mit dem Gehäuse des Plattenspielers verbunden ist. Offenkundig verfügt der Thomson über einen eingebauten Vorverstärker, denn es kann ein beliebiger Eingang, beispielsweise CD oder AUX, verwendet werden. Das ist bei Geräten ohne eigenen Vorverstärker nicht der Fall, dann muss zwingend der Phono-Eingang genutzt werden. Zum Antrieb des Drehtellers wird übrigens ein Gummiriemen genutzt, der beim Test schon ab und an einmal ein schleifendes Geräusch von sich gegeben hat. Alles in allem war der Spieler in knapp zehn Minuten aufgestellt, angeschlossen und betriebsbereit.

Braucht man Bluetooth?

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Bevor ich auf den wichtigen Aspekt der Klangqualität eingehe, ein paar Wort zur Streaming-Funktion des Thomson. Ausgestattet mit einem Bluetooth-Transmitter wird per Knopfdruck eine Verbindung zu entsprechend Bluetooth-fähigen Boxen hergestellt. Zu Testzwecken habe ich dazu zwei Ultimate Ears Wonderboom aufgestellt, um den kabellosen Musikgenuss auch auf der Terrasse in Anspruch zu nehmen, ohne Plattenspieler, Boxen und Verstärker durch die Gegend schleppen zu müssen. Das Pairing klappte auf Anhieb und die vom Hersteller angegebene Reichweite von neun Metern ist keine Übertreibung, zumindest wenn sich keine dicken Wände dazwischen befinden. Klanglich war mein Outdoor-Experiment solide zu nennen, man darf aber von den durchaus guten, aber vergleichsweise kleinen, Boxen auch kein Dynamikwunderwerk erwarten. Soll Streaming dauerhaft genutzt werden, zum Beispiel um mehrere Räume zu beschallen, empfiehlt sich die Investition in voluminösere Modelle. Ein gleichzeitiger Betrieb per Cinchanschluss und Bluetooth ist für den Thomson kein Problem.

Ein echter Ohrgasmus?

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Jetzt wird es heikel: Beim Klang scheiden sich die Geister und die Qualität hängt von einer ganzen Reihe Faktoren ab. Verstärker, Boxen, Mastering der Schallplatte, das alles hat natürlich einen enormen Einfluss auf den Klang. Und ob analoger oder digitaler Musikgenuss nun besser ist, wird hier nicht abschliessend geklärt werden können und ist meist eine ganz persönliche Erfahrung. Für mich ist alleine das Knacken, wenn die Nadel die Platte berührt, schon ein geradezu sinnliches Erlebnis, andere werden da wohl nur entsetzt mit dem Kopf schütteln und über den Smartphone-Lautsprecher die Umgebung mit ihrer aktuellen Spotify-Playlist beschallen. Oder auf der entgegengesetzten Seite der Skala perfekt innerhalb des Klangdiamants ausgerichtet vor ihrer sündhafte teuren Anlage sitzen und sich klassische Musik oder Jazz zu Gemüte führen. Ich habe mir als Testausstattung meinen gut 15 Jahre alten, anscheinend unkaputtbaren, Onkyo-Receiver aus dem Keller geholt und zwei mittelpreisige Magnat-Boxen zur Beschallung angeschlossen. Kein DSP, kein Surround, keine sonstigen Spielereien, einfach nur ein puristisches Stereo-Setup. Der Klang überzeugt auf Anhieb, als ich Eirik Suhrkes Retro-Chiptunes vom Sountrack des Spiels Downwell aufgelegt habe. Klare, unverzerrte, Höhen und - nach ein paar Feineinstellungen am Verstärker - ein satter Bass durchfluten den Raum und hüllen mich in die Computerklänge ein. Auftritt "Call of Duty: Infinite Warfare": Die auf gerade mal 3000 Exemplare limitierte Doppel Picture-Disc in knalligem rot und grün beinhaltet die Orchestermusik von Komponisten Sarah Schachner und liefert von leisten Streicherpassagen bis zu brachialem Crescendo ein breites Klangspektrum. Ja, es ist in den ruhigen Stellen deutlich ein Knistern zu hören, aber das macht, zumindest für mich, mit den Reiz an analogen Aufnahmen aus. Etwa ein Dutzend Platten später steht mein Urteil: Das Gerät erweist sich ausstattungstechnisch und klanglich mehr als tauglich und wird so lange seinen Dienst versehen, bis ich mir ein deutlich teureres Modell leisten kann.

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