Tin Hearts - Test / Review

Verlorene Zinnsoldaten

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Die älteren Zocker unter uns dürften sich noch an die "Lemmings"-Spiele erinnern, wo wir den namensgebenden Nagern einen Weg durch die Welt bauen, während sie stur selbst in ihren virtuellen Tod spazieren. Von diesem Klassiker der Videospielgeschichte haben sich zweifellos auch die Entwickler von Wired Productions bei ihrem neuen Spiel "Tin Hearts" inspirieren lassen. Der knuffige Rätseltitel lässt euch nämlich tapfere Spielzeug-Soldaten durch die diversen Hindernisse einer Spielzeugwerkstatt manövrieren. Wir haben uns die Switch-Version angeschaut, Mitte Mai ist aber auch eine Veröffentlichung auf PC und später auf anderen Plattformen geplant.

Von der Werkbank ins Kinderzimmer

In "Tin Hearts" erkundet ihr die Erinnerungen eines Spielzeugherstellers, der in seiner Werkstatt die Träume seiner Tochter erfüllt. Die Perspektive ist hier allerdings eine ungewöhnliche: Ihr schaltet neue Fragmente der Geschichte frei, indem ihr die hölzernen Spielzeugsoldaten um diverse Hindernisse herum zu einem Ausgang in der Wand geleitet. Die bruchstückhafte Geschichte kommt dabei über weite Strecken ohne Dialog aus. Immer wieder sehen wir Erinnerungen des Handwerkers, der den Spielzeugen, denen wir im Level begegnen, ihre Form gibt. Gelegentlich gibt es aber auch Dialoge zwischen ihm und seiner Tochter. Obschon "Tin Hearts" keinen grossen Fokus auf die Story legt, ist sie doch sehr kompetent erzählt und wird durch die recht kleinen, dafür sehr detaillierten Umgebungen unterstützt. Als die Jahre voranschreiten, sehen wir die Werkstatt immer wieder in anderen Zuständen. Bekannte Möbel oder Hindernisse stehen an neuen Orten oder verschwinden ganz. So erzählt die Umgebung selbst auch eine Geschichte, die sich mit der klassischeren Erzählweise ergänzt.

Lemminge für eine neue Generation

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Der Kern des Spiels ist simpel: Ihr müsst eure Spielzeugsoldaten ins Ziel bringen. Anfangs ist das noch leicht. Mit farbigen Blöcken, die ihr nur an festgelegte Positionen setzen könnt, werdet ihr langsam an die Bewegungsabläufe der Soldaten herangeführt. Ein Game Over ist dabei zunächst nicht möglich. Später erhaltet ihr neben der Fähigkeit, die Zeit zu beschleunigen, auch die Möglichkeit, Blöcke frei in der Umgebung zu platzieren. Damit ihr euch damit aber keine Wege permanent verbaut, könnt ihr auch jederzeit die Zeit anhalten oder zurückspulen. Hektik und Zeitdruck, wie es andere Rätselspiele manchmal aufweisen, gibt es hier überhaupt nicht. Grundsätzlich richtet sich "Tin Hearts" eher an Gelegenheitsspieler und jene, die zwar gern ein Rätsel lösen, aber sich nicht stundenlang die Zähne ausbeissen wollen. Eine grosszügige Vorschau zeigt euch in späteren Levels jederzeit, wohin eure Soldaten marschieren, sofern ihr ihnen nichts in den Weg legt. Hin und wieder ist zwar der clevere Einsatz von Pause und Zurückspulen gefragt, die Levels können aber gut in je 10 bis 20 Minuten geschafft werden. Erst später, wenn mehr und mehr Hindernisse und Gadgets wie Trampoline, Luftballons oder Spielzeugkanonen eingeführt werden, wird das Spiel komplexer.

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Dank herausragendem Leveldesign braucht das Spiel aber selten Worte, um euch neue Konzepte aufzuzeigen und mit einer neuen Spielmechanik vertraut zu machen. Werden etwa die Spielzeug-Eisenbahnen eingeführt, habt ihr es zunächst nur mit einer einzelnen zu tun, die ihr bewegen müsst, um eure kleinen Helfer so abzulenken, dass sie den Weg ins Ziel finden. Später müsst ihr denselben Zug aber nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach nutzen, indem ihr die Zeit anhaltet, sobald eure tapfere Truppe daran vorbei ist und ihn dann woanders hinstellt. Dabei ist euch frei überlassen, ob ihr euch Zeit nehmen wollt oder doch die Zeit vorspult, bis eure Holz-Soldaten dort sind, wo ihr sie haben wollt. Alternativ könnt ihr das Geschehen aus der Perspektive eines beliebigen Spielzeug-Soldaten sehen und so ein Gefühl für die Grösse der Werkstatt bekommen.

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