Tomb Raider

Gespielt: Wenn eine Sex-Bombe erwachsen wird

Vorschau Benjamin Kratsch

Der Anfang fühlt sich wie nach Hause kommen an

Als ich an Bord der MS San Diego, einem grossen Schiff im Hamburger Hafen den Xbox-Controller schnappe, schmeisst mich Chrystal Dynamics nicht direkt in die Höhle der Löwen. Behutsam werden wir von den Veränderungen im Empfang genommen – ein starker Einstieg, gepaart mit der Zugänglichkeit durch das Gefühl der Vertrautheit. Lara springt, rennt und hangelt sich noch immer durch die Level wie wir es aus 16 Jahren kennen und lieben. Doch statt sich mit dem bisschen zufrieden zu geben und den Spieler nur durch Rätsel hier und da einzubremsen, wird Lara nicht nur als Ikone gezeigt. Nicht als Über-Heldin, die alles kann und jeden umbringt ohne mit der Wimper zu zucken, sondern als Mensch mit Fehlern, Makeln und vor Allem Angst. Ihr erinnert euch an den ersten Absatz dieses Artikels? Noch hat Lara Skrupel, einen Menschen zu erschiessen – doch um ihr Überleben zu sichern, ist auch ballistische Gewalt vonnöten. Also wird sie mehr und mehr zu einer Killermaschine. ABER: Chrystal Dynamics liefert hier eben kein Action-Adventure von der Stange ab. Wenn wir "Call of Duty" spielen, dann wissen wir das wir uns da durchballern müssen, geniessen die Adrenalinkicks, die Inszenierung. Das Bam-Boom-Bang, dieses Effektfeuerwerk Marke Michael Bay. Die Kalifornier hingegen geben uns einen Grund für unser Handeln. Sie erklären, warum Lara töten muss.

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Die Stufen des Todes

Im Spiel selbst ist diese Schwelle mehrstufig. Zunächst entdeckt ihr eine Leiche in den Baumwipfeln, die einen primitiven Bogen umgehangen hat – sich dem Tod zu nähern, insbesondere wenn der schon faulig rumbaumelt kostet Überwindung, ihm das Tötungsgerät abzunehmen, ebenfalls. Und obwohl Lara, und damit auch wir, wissen, dass sie zum Jagen zwangsläufig irgendwas Essbares schiessen muss, setzen wir den Bogen ein. Die linke Schultertaste versetzt euch in den Zielmodus, der rechte Trigger lässt euch den Bogen spannen und den Pfeil beim Loslassen abfeuern. Der erste Hirsch, den wir auf einer Lichtung an einem Flusslauf entdecken, ist ein recht zähes Biest. Erst nach zwei, drei Pfeilen im Brustkorb sackt das Tier zusammen und Lara entschuldigt sich bei ihrem Opfer mit einem traurigen "Sorry". Es sind Kleinigkeiten, aber Crystal Dynamics baut sie zu grossen Momenten auf. Warum? Weil es der Realität entspricht. Könntet ihr ohne weiteres ein Messer nehmen und einen Hirsch ausweiden? Ich könnte es wohl nicht. Es sei denn ich muss es, um zu überleben.

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