Die Kollaboration zwischen Creative Assembly, den Machern von der "Total War"-Reihe, und Games Workshop, dem Konzern hinter "Warhammer" und "Warhammer 40,000", scheint vom Schicksal selbst vorbestimmt. Beide Marken fokussieren sich seit jeher auf grosse Schlachten in einer vom Krieg zerrütteten Welt mit oft sehr asymmetrischen Armeen. Es erstaunt also nicht, dass die Kombination beider Marken mit "Total War: Warhammer" bei Fans im Jahr 2016 sehr gut ankam. Als der Nachfolger ein Jahr später nicht nur diverse neue Features brachte, sondern beide Titel in ein grosses Gesamtpaket integrierte, scheinte es, als wäre ein neuer Stern am Strategiehimmel geboren worden.
Inzwischen musste Creative Assembly von diesem Glanz einiges einbüssen, da diverse Entscheidungen der Firma in Bezug auf Kommunikation, DLC-Politik und Updates die Fans stark verunsicherten. Mit der neuen Erweiterung "Thrones of Decay" will man nicht nur zu alten Stärken zurückfinden, sondern auch lang gehegte Wünsche treuer Fans endlich erfüllen.
Die Erweiterung lässt sich grob in zwei Teile trennen: ein umfassendes, kostenloses Update, das grosse und kleine Anpassungen an den bestehenden Inhalten des Hauptspiels vornimmt und sich vor allem als Ziel setzt, die Spielweisen der verschiedenen Rassen noch individueller zu gestalten, sowie einen bezahlten Teil, der drei neue spielbare Herrscher hinzufügt, die ihre Rasse mit eigenen Spielmechaniken, Einheiten und einer neuen Kampagne ergänzen. Wie schon bei der sehr umstrittenen, aber inzwischen durch kostenlose Updates stark verbesserten "Shadows of Change"-Erweiterung fokussiert sich das Add-on ganz spezifisch auf einen kleinen Teil der Spielwelt. Dieses Mal sind die Zwerge, das Imperium der Menschen und die Chaos-Truppen von Nurgle im Fokus. Jede Rasse hat eine neue Fraktion erhalten.
Die Zwerge haben mit Malakai Makaisson einen neuen Anführer, der sich auf das Verbessern von Einheiten und Kriegsmaschinen spezialisiert. Seine Kampagne ähnelt denen der Zwerge aus dem Grundspiel stark, die Mechanik rund um seine persönlichen Abenteuer erlaubt es euch aber, abwechslungsreiche Schlachten mit einer sehr grossen Vielzahl an Gegnern zu führen und euch dabei neue Upgrades zu verdienen. So erhalten hier die Rollenspiel-Elemente einen neuen Stellenwert. Vor jeder Konfrontation mit einem besonders starken Feind bekommt ihr Quests, mit denen ihr zusätzliche Buffs und Upgrades freischalten könnt, um euch gegen die gegnerischen Truppen zu behaupten. Dabei hilft es, dass ihr als Malakai eine mobile Basis habt und unterwegs Truppen rekrutieren könnt. Ihr seid also mit eurer Haupttruppe oft weit weg vom Rest eures Reichs unterwegs.
Die Luftschiffe, die Malakai als mobile Basis dienen, sind auch eine der neuen Einheiten, die euch im Kampf unterstützen können. Sie regnen von oben Verderben auf eure Feinde und zählen zu den stärksten Einheiten, die ihr im Kampf einsetzen könnt.
Elspeth ist die neue Anführerin des Imperiums. Hier legt ihr Schwert und Schild grösstenteils beiseite und fokussiert euch stattdessen auf mächtige Feuerlinien aus Gewehrschützen und Artillerie. Auch ihre neue Mechanik, die sie Fernkampfeinheiten mit zusätzlichen Fähigkeiten ausstatten lässt, passt da perfekt. Um jedoch an die Baupläne für die neuen Upgrades zu kommen, müsst ihr erst Gegner mit den Artillerie- und Raketeneinheiten erledigen. Die Upgrades sind dabei sehr interessant: Ihr rüstet nicht nur Werte wie Angriff oder Verteidigung auf, sondern verändert auch die Art und Weise, wie die Einheiten funktionieren - beispielsweise, indem Schüsse ein schwarzes Loch erzeugen, das Widersacher gruppiert und für andere Waffen anfälliger macht.
Zusätzlich ist Elspeth aber auch besonders mobil und kann sich mit einem neuen Gebäude zwischen den Städten des Imperiums hin und her teleportieren. Damit agiert ihr als Beschützer des Reichs und könnt im Handumdrehen anderen Armeen aushelfen. Im Kampf selbst dominiert Elspeth mit dunkler Magie das Schlachtfeld und zermürbt Armeen mit neuen Fernkampfeinheiten und später sogar Panzern. Wer dem Fantasy-"Warhammer"-Universum einen Hauch moderner Kriegsführung mitgeben will, ist hier genau richtig.
Der letzte im Bunde ist Tarmurkhan, ein ekliger, madenförmiger Dämon aus Nurgles Armee. Sein Ziel ist es, mit seiner neuen Spielmechanik andere Chaos-Anführer für seinen Feldzug zu gewinnen und schliesslich die Welt zu unterjochen. Spannend dabei ist, dass ihr in seiner Kampagne die freie Wahl habt, mit welchen Fraktionen ihr euch verbündet, und sich so ganz organisch sehr unterschiedliche Spielweisen ergeben. Da viele seiner Einheiten und er selbst sehr viel Gesundheitspunkte haben und Gegnern sogar selbige stehlen können, eignet sich Tarmurkhan auch für weniger kompetitive oder strategische Spieler. Ihr müsst euch hier weniger um das Management von Ressourcen Gedanken machen, sondern darum, welches Ziel ihr als Nächstes erobert. Dank der neuen Fäulnis-Ritter steht den Chaos-Truppen endlich auch eine Einheit mit hervorragender Mobilität zur Verfügung.
Spielerisch bleibt Tarmurkhan trotzdem die simpelste der neuen Fraktionen. Seine Armeen sind grösstenteils auf den Nahkampf ausgerichtet, und die dimplomatischen Optionen sind zwar stärker ausgeprägt als bei anderen Chaos-Lords, aber trotzdem nicht im Fokus seines Spielstils. Nichtsdestoweniger erfüllt er seine Nische im Dreiergespann dieser Erweiterung sehr gut und bringt frischen Wind in Nurgles Chaos-Armeen.
Fazit
Abschliessend lässt sich nur sagen, dass Creative Assembly hier erfolgreich den Weg zurück zu seinen besten Momenten gefunden hat. So bietet "Thrones of Decay" sowohl kostenlos als auch kostenpflichtig sehr viele gute Neuerungen und Anpassungen, und die drei neuen Fraktionen lassen sich auf Wunsch auch gezielt individuell erwerben. Uns bestach vor allem die Liebe zum Detail, mit denen die neuen Einheiten, Lords und Helden ausgearbeitet wurden, und wie gekonnt sich alles in das bereits sehr, sehr umfangreiche Spiel nahtlos einfügt. Egal ob bereits für langjährige Fans oder für Neueinsteiger: "Total War: Warhammer III" macht aktuell alles richtig.