Tunic - Test / Review

Zelda-artiges Abenteuer mit viel Retro-Charme und einer Idee, die umhaut

Test Video Sönke Siemens getestet auf Xbox Series X/S

Was haben "Cave Story" (2004), "Braid" (2008), "Spelunky" (2008), "Thomas Was Alone" (2012), "Papers, Please" (2013), "Axiom Verge" (2015), "Undertale" (2015), "Stardew Valley" (2016) und "Iconoclasts" (2018) gemeinsam? Richtig, sie alle wurden entweder gänzlich oder über weite Strecken hinweg von nur einer einzigen Person entwickelt. Damit wären wir auch schon bei "Tunic", das im März dieses Jahres zunächst für PC und Xbox-Konsole und nun für PS4, PS5 und Nintendo Switch erschien. Denn auch dieses Spiel ist im Kern das Werk eines Ein-Mann-Teams - in diesem Fall des in Halifax ansässigen Kanadiers Andrew Shouldice.

Knapp sieben Jahres seines Lebens verbrachte er damit, das aus einer Iso-Perspektive dargestellte Action-Abenteuer (das anfangs den Arbeitstitel "Secret Legend" trug) auf die Beine zu stellen. Sowohl das Gamedesign, die Geschichte als auch die Programmierung übernahm Shouldice dabei selbst und holte sich erst später Hilfe für Artwork- und QA-Arbeiten sowie das Sound- und Musikdesign. Das Ergebnis ist ein fantastisches Indie-Spiel mit einer unglaublich mitreissenden Atmosphäre und einer innovativen Gameplay-Idee, die wir so sonst noch in keinem anderen Game gesehen haben.

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Jeder Gegnertyp erfordert eine eigene Taktik. Bestes Gegenmittel, um diesen Ritter auszuschalten: anvisieren, ausweichen und dann mehrfach hintereinander zuschlagen

Schon mal "The Legend of Zelda: Link's Awakening" auf der Nintendo Switch gespielt? Dann könnten euch die ersten Spielminuten aus "Tunic" durchaus vertraut vorkommen. Denn auch hier erwacht der Held - in diesem Fall kein Mensch, sondern ein freundlich wirkender Fuchs - ohne irgendwelche Ausrüstung am Strand einer weitläufigen Insel. Im Gegensatz zu "Link's Awakening", wo man früh ein klares Ziel vor Augen hat, bleibt die Geschichte hier in der Anfangsphase allerdings sehr nebulös. Ihr erfahrt weder, warum ihr am Strand aufgewacht seid, noch, was ihr hier überhaupt sollt. Auch ein klassisches Tutorial gibt es in "Tunic" nicht.

Erst mit fortschreitender Erkundung der liebevoll dargestellten Spielwelt entdeckt ihr mehr und mehr Hinweise, die sich später zu einem grossen Ganzen formen und die Geheimnisse dieses Abenteuers lüften. Kernelement in diesem Zusammenhang ist eine brillante Idee, die Erinnerungen an die guten alten 16-Bit-Tage weckt, wo vielen Spielen noch vernünftige Handbücher beilagen. Konkreter formuliert: Wer die Insel gewissenhaft erkundet, findet sukzessiv die insgesamt 50 Seiten der jederzeit abrufbaren Spielanleitung. Sie ist in einer eigens für "Tunic" entwickelten Sprache verfasst (Fans nennen sie Trunic), weist aber auch sporadisch deutsche Texteinträge sowie jede Menge Skizzen, Level-Karten, Bilder, Tabellen und Hinweise auf.

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Ein Knopfdruck genügt, schon wird das Handbuch eingeblendet

Auf den ersten Blick wirkt all das ziemlich kryptisch. Setzt ihr euch jedoch im Detail mit den einzelnen Handbuchseiten auseinander, reiht sich ein Aha-Erlebnis an das nächste. Sei es nun eure aktuelle Position innerhalb der in mehrere Biome aufgeteilten Spielwelt, die Funktionsweise einzelner Sammelobjekte, Tipps, um die vielen verschiedenen Gegner zu Fall zu bringen, oder Hinweise zum Upgrade-System bzw. zu den bevorstehenden Aufgaben: Das virtuelle Handbuch ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Vorankommen und das damit verbundene Stöbern und Knobeln eine wahre Freude. Sowohl allein, aber auch wenn weitere Spieler einfach nur neben euch auf der Couch sitzen und miträtseln.

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