Eine Geschichte, subtil und mit Charme erzählt
Was Neil Druckmann als Chefautor von „The Last of Us“ gelernt hat, ist Dialoge laufen zu lassen und Emotionen auszukosten. Das subtile Spiel mit der Kamera und Gespräche, die die Geschichte langsam aufrollen. Wie in einer typischen Szene zwischen Protagonist und Antagonist aus den „James Bond“-Filmen genehmigen sich Sully und Nadine einen Drink und wer ganz genau die Ohren spitzt, erfährt dabei eine Menge über die Vorgeschichte dieser wichtigen Charaktere. Sie knallen euch die Infos nicht einfach hin, sie spielen damit, etwa als Nadine ihre Finger leicht in Sullys Rücken drückt und ihm recht sexy ein „Hände hoch“ ins Ohr haucht. Das Gespräch dauert keine zwei Minuten, doch es verrät viel über Nadines Einstellung zu teuren Designerkleidern und in welchem Verhältnis die Beiden stehen, da ist sicherlich früher mal was gelaufen. Sie spricht mit britischem Akzent, wuchs aber in Südafrika auf, wo ihr Vater als General eine Spezialeinheit kommandierte und auch sie zur Killerin ausbildete.
Die ursprüngliche Regierungseinheit entwickelte sich zur schlagkräftigen Söldnerarmee und als ihr Daddy starb, übernahm sie die Kontrolle über die Shoreline Group. Jetzt stellt sie jedem die Dienste ihres privaten Militärkonzerns zur Verfügung, der genug Cash hat. So zum Beispiel auch Rafe Adler, einem anderen Schatzjäger, der ebenfalls scharf auf die Reichtümer von Pirat Avery ist. Der soll nämlich 1695 dem Grossmogul von Indien nicht nur die Frau ausgespannt, sondern auch dessen Schatzflotte gemopst und die Reichtümer irgendwo vor Madagaskar versteckt haben. Jetzt wisst ihr auch, warum Nathan mal wieder gegen eine hochgerüstete Armee mit Panzern, Helikoptern und scheinbar unendlich viel Manpower zu Felde ziehen muss, auch wenn dieser Part der Geschichte fast schon ein bisschen 08/15 wirkt. So ganz raus aus dem Gaming-Klischee kann eben auch Naughty Dog nicht, schliesslich wollen wir nicht nur eine grosse Geschichte erleben, sondern auch satte Action und grosse "Setpieces", wie Naughty Dog selbst seine Arenen nennt, die sich in unsere Gehirnwindungen brennen. Szenen, in denen Nathan in einem Jeep Richtung Wasserfall getrieben wird, sein berühmtes "Oh Crap" ausstösst und sich "Uncharted 4" für uns als Spieler wie nach Hause kommen anfühlt.