Uncharted - Kino-Special

Neue Jäger, alte Schätze

Test Video Joel Kogler getestet auf

Verrat im Quadrat

Es gibt aber auch noch eine weitere Ebene, auf der man "Uncharted" bewerten sollte, nämlich ganz alleinstehend als Film, nicht nur als Adaption eines Videospiels. Von dieser Seite betrachtet schneidet "Uncharted" deutlich besser ab. Wenig überraschend handelt es sich um einen Abenteuerfilm, der sich nicht allzu ernst nimmt. Über grosse Strecken erinnert "Uncharted" an Filme wie "Das Vermächtnis der Tempelritter" mit Nicolas Cage. Besonders anspruchsvoll oder intellektuell ist das nicht, der Film kann aber durchaus für sehr gute Unterhaltung sorgen. Das liegt nicht zuletzt an seinem sehr schnellen Tempo. Nach einer Einführung in die Vergangenheit von Nathan Drake selbst gibt es kaum einen Moment, in dem die Figuren sich untereinander austauschen. Stattdessen stolpern sie von Verfolgungsjagden zu Rätseln und halsbrecherischen Actionszenen. Der Plot wird dabei fast ausschliesslich von Verrat vorangetrieben. Wann immer die Handlung droht, Raum für Charakterentwicklung zu lassen, fällt eine der Hauptfiguren einer anderen in den Rücken. Das mag am Anfang noch schockieren, über die Dauer des Films wirkt das aber eher lächerlich. Die Idee dahinter war es, Chloe und Sully als gebrochene Menschen zu zeigen, die niemandem vertrauen können und immer nur für sich selbst arbeiten. Nathan dient hingegen als gutherziger und naiver Kontrast. Was hier aber fehlt, ist eine bedeutsame Entwicklung im Verhalten dieser Charaktere. Über den relativ kurzen Zeitraum des Films fallen sie sich so oft gegenseitig in den Rücken, dass am Ende auch eine Geste des Vertauens nicht mehr reicht, um die Sympathie des Publikums zurückzugewinnen.

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Der Film bleibt thematisch sehr seicht, bietet aber genügend flotte Sprüche, Action und einen chronisch sympathischen Tom Holland, sodass man trotzdem gut unterhalten wird. Gerade in dem Genre des Abenteuerfilms gibt es Beispiele wie "Die Mumie" mit Brendan Fraser oder auch die "Tomb Raider"-Reihe mit Angelina Jolie, die vielleicht inhaltlich keine neuen Wege gehen, aber gerade durch ihre Fehler einen gewissen Charme haben. "Uncharted" kann den Fussabdruck eines "Indiana Jones" nicht ausfüllen. Wenn es aber darum geht, die überzeichnete B-Movie-Action der Spiele einzufangen und in eine recht dünne Rahmenhandlung zu verpacken, dann ist die filmische Umsetzung von "Uncharted" auf ihre ganz eigene Art trotzdem nahe am Original und sehenswert.

Fazit

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"Uncharted" ist kein filmisches Meisterwerk und wird in den nächsten Jahren wohl schnell in Vergessenheit geraten. Trotzdem würde es mich nicht überraschen, wenn der Film zum Kulthit wird, der Seite an Seite mit "Die Mumie", "Das Vermächtnis der Tempelritter" und "Tomb Raider" steht. Ob er es will oder nicht, dieser Streifen füllt die Nische des B-Movie-Abenteuerfilms sehr gut und unterhält dank absurden Actionsequenzen und charismatischen Schauspielern auch ohne viel inhaltliche Tiefe. Wer "Uncharted" sehen will, sollte das auf jeden Fall tun, sofern die Erwartungen an ein tiefgreifendes Drama oder eine genaue Umsetzung der Spiele überwunden werden kann.

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