Exotische Schauplätze, übernatürliche Fertigkeiten und ein Hauch Mystery: Eigentlich klingen die Grundzutaten von "Unknown 9: Awakening" nach dem perfekten Action-Abenteuer. Wie gut das Spiel aber wirklich ist, erfahrt ihr im Test.
"Unknown 9" ist mehr als nur ein Videospiel. Comic, Novelle, Podcast - das Action-Adventure ist ein wahres Transmedia-Projekt. Das von Reflector Entertainment entwickelte Werk hätte eigentlich längst auf dem Markt sein sollen, doch die COVID-Pandemie machte dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Am 18. Oktober 2024 erscheint "Unknown 9" nun endlich für PC, PlayStation 4/5, Xbox One und Xbox Series S/X. Doch dem Game sieht man bisweilen seinen langen Weg an.
Willkommen in Indien
Aber zunächst zur Vorgeschichte: In "Unknown 9" übernehmt ihr die Rolle der jungen Haroona und betretet ein alternatives Indien. Die Quästorin ist auf einem Rachefeldzug. Sie will nämlich Vincent Lichter, den Anführer der Geheimorganisation der Aufsteiger, vor die Flinte bekommen. Vincent hat schliesslich ihre Mentorin Reika auf dem Gewissen.
Haroona besitzt seit ihrer Geburt übernatürliche Fähigkeiten. Sie kann die Kräfte der "Bruch" getauften Paralleldimension für sich nutzen. Dadurch macht sie sich etwa für andere unsichtbar oder kann kurzzeitig die Kontrolle über ihre Widersacher übernehmen. Im Verlauf der Geschichte geht es nicht nur um Rache, sondern auch um Selbstakzeptanz - schliesslich war Haroona schon immer anders als alle anderen. Auf ihrer Reise erhält sie ausserdem Unterstützung von der Leap Year Society. Gerade Südstaaten-Pistolero Luther begleitet sie in etlichen Einsätzen. Das Luftschiff Morning Star wird dabei zum fliegenden Hauptquartier.
"Unknown 9" erstreckt sich über insgesamt 13 Kapitel und besitzt dabei eine Spielzeit von 15 bis 20 Stunden - natürlich abhängig vom Schwierigkeitsgrad und eurem Sammeltrieb. Ein klassisches Erfahrungssystem gibt es in dem Action-Abenteuer nicht, wohl aber drei Talentbäume. Die dafür notwendigen Gnosis-Punkte findet ihr mal mehr, mal weniger versteckt innerhalb der Gebiete. Darüber hinaus existieren Anomalien, die ihr nur mit der Bruch-Fertigkeit des Spähens entdecken könnt. Mit ihnen wertet ihr Haroonas Lebensenergie und ihre Am-Energie auf.
Wankelmütige Technik
Technisch schwankt "Unknown 9" zwischen Genie und Wahnsinn. Das Setting ist auf der einen Seite frisch und unverbraucht. Exotische Schauplätze und mysteriöse Tempelanlagen geben sich im Verlauf die Klinke in die Hand. Die Level-Architektur ist hübsch anzusehen, die Charaktermodelle selbst können diesen Standard leider nicht halten. Die Mimik der Figuren wirkt steif, und auch die Bewegungen sind nicht immer sauber. Das kratzt am Gesamteindruck des durch seine Story getriebenen Abenteuers.
Wirkliche Bewegungsfreiheiten geniessen wir in "Unknown 9" nicht. Im Gegensatz zu "Assassin's Creed" dürfen wir hier nur an vorgegebenen Stellen springen oder klettern. Immer wieder stören unsichtbare Wände die Glaubhaftigkeit der Spielwelt. Häufig wirkt die Navigation daher steif und ungelenk. Dass eine Superheldin wie Haroona trotz ihrer Fertigkeiten nicht einfach über kleinere Hindernisse klettern kann, sorgte im Test für Stirnrunzeln.
Zugleich machen diese Einschränkungen das Spielerlebnis sehr eindimensional. Denn auch wenn es versteckte Power-ups, Sammelobjekte und Passagen gibt, so sind sie vergleichsweise leicht zu finden. Wirkliche Überraschungen gibt es hier nicht. Für ein wenig Abwechslung sorgen wenige eingestreute Rätsel, in denen wir beispielsweise Statuen so ausrichten müssen, dass eine Energieverbindung innerhalb des Bruchs hergestellt wird. An anderer Stelle greifen wir gar zum Geschütz der Morning Star oder müssen auf dem Zeppelin Kommunikationsstationen aktivieren, während uns die Blitze um die Ohren pfeifen.