Vanquish

Nichts für Epileptiker

Test Guest getestet auf Xbox 360

Und warum?

Genau, das ist auch noch eine Frage, die geklärt werden muss. Warum wird denn in „Vanquish“ so viel geballert? Ein abgefahrener Alienkonflikt? Eine emotionale, Galaxien umspannende Liebesgeschichte? Ein gefährliches Virus? Nichts von alledem. Das ist die zweite Verwunderung an „Vanquish“ und hierbei auch eine ziemliche Enttäuschung. Welches ist der in Videospielen präsenteste Konflikt, abgesehen vom zweiten Weltkrieg? Exakt. Der Russland-vs.-Amerika-Streit. Wirklich? Schon wieder? Jawohl, schon wieder. Glücklicherweise ist die Story hier aber eher Nebensache und eine gute Ausrede für die abgedrehte Balleraction und die brillanten Zwischensequenzen. Ein bisschen mehr Kreativität hätte man sich von Platinum Games eigentlich erhoffen dürfen.
Wenigstens haben die bösen Russen dieses Mal keine Atmowaffen, sondern einen gigantischen Mikrowellenstrahler (kein Witz!) mit dem San Francisco ausgelöscht wurde und New York bedroht wird.
An Bord einer riesigen Raumstation, auf der in der Regel mehrere Millionen Menschen wohnen, befindet sich momentan DARPA-Agent Sam Gideon, der pausenlos raucht und machohafte Kommentare in einer raspligen Stimme zum Besten gibt. Die deutsche Synchronisation ist dabei alles andere als gelungen und wirkt aufgesetzt und vor allem ist sie nicht lippensynchron.
Da lobt man sich die Möglichkeit in eine grosse Auswahl von Sprachen umzuschalten, unter anderem auch in das japanische Original.

Technik-Feuerwerk

Optisch und (abgesehen von der Synchro) ist „Vanquish“ ein absolutes Meisterwerk. Selten haben Explosionen partikelreicher und plastischer ausgesehen, selten hat der wuchtige und basslastige Speedtrance besser geklungen und gepasst als hier. Wenn links und rechts Lasergeschosse und Kugeln an euch vorbeizischen, vor und hinter euch Roboter und Benzintänke in die Luft gehen, die Schreie eurer Waffenbrüder zu hören sind und die Musik mit 140 Beats pro Minute auf euer Trommelfell hämmert, ist Adrenalin garantiert. Zwar ist das Design der Raumstationen nicht immer etwas Besonderes, passt aber grundsätzlich zum Kampfsetting. Technisch ist „Vanquish“ eines der besten Spiele dieses Jahrs, da herrscht kein Zweifel. Vor allem muss man loben, dass es kaum bis gar keine Framerateeinbrüche gibt, und das bei dieser Menge an Partikeleffekten. Echt beeindruckend.

RRRRRRRRRRAHHHHHH!

Obiger Ausruf ist einer der Laute, die „Vanquish“-Spielende öfters von sich geben werden, als ihnen lieb ist. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass „Vanquish“ (vor allem auf höchstem Schwierigkeitsgrad) das härteste Spiel seit „Demon’s Souls“ ist. Besonders die Bossgegner verlangen euch einiges ab, da sie in mehrere Stufen zerlegt sind. Einem Boss über 10 Mal entgegentreten zu müssen ist also keine Besonderheit.
Wo liegt aber die wirkliche Herausforderung des Spiels? Der weise Ed Peduzzi hat sich einst über den mangelnden Schwierigkeitsgrad der modernen Spiele beschwert und gesagt, dass man heutzutage nur no eine Aussage darüber macht, wie lange es dauert, bis ein Spiel fertig ist, und nicht mehr ob man es überhaupt schaffen kann. Die Story von „Vanquish“ können Profis zwar in bereits vier Stunden durchspielen, das ist aber nicht die wahre Challenge. Interessant wird es dann, wenn einen der Ehrgeiz gepackt hat, das Spiel auf der höchsten Schwierigkeitsstufe durchzuspielen. Ohne zu sterben, möglichst viele Punkte. „Vanquish“ ist also nicht dann fertig, wenn man den Abspann gesehen hat, sondern dann, wenn der eigene Ehrgeiz befriedigt und der letzte Highscore geknackt ist. In dieser Hinsicht ist das ein Spiel alter Schule, das den Kompromiss zwischen Storymodus und Arcade eingeht. In diesem Sinne: „Vanquish“ ist nicht nach dem Abspann fertig, sondern dann, wenn man den letzten Gamemechanismus ausser Gefecht setzen kann. Wie lange es dauert? Keine Ahnung. Ob ihr das schafft? Weiss ich auch nicht.

Kommentare

Vanquish Artikel