Watch Dogs 2 - Test

Konsequente Weiterentwicklung mit fantastischem Szenario

Test Video Sönke Siemens getestet auf PlayStation 4

Achillesverse Feind-KI

„Watch Dogs 2“ macht vieles goldrichtig, hat allerdings auch mit Problemen zu kämpfen. Allen voran in Sachen KI-Verhalten. Ein Beispiel: Ihr lotst eine Jumper-Drohne durch eine Sicherheitszone und werdet von einer Wache entdeckt. Aktiviert ihr nun den „Für Ablenkung sorgen“-Hack, bricht die Wache die Verfolgung umgehend ab und starrt wie angewurzelt auf ihr plötzlich klingelndes Handy. Beim ersten oder zweiten Mal wirkt das noch glaubhaft. Sobald sich eine Wache jedoch dauerhaft und in kurzen Abständen stets aufs Neue von dieser Methode ablenken lässt, hinterlässt das Gebotene einen faden, unrealistischen Nachgeschmack.

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Besser wäre gewesen, wenn sich die Wache – „Metal Gear Solid 5“ lässt grüssen – ab einem gewissen Punkt Taktiken des Spielers einprägt und entsprechende Gegenmassnahmen ergreift. Auch scheint Sicherheitspersonal nicht zu merken, wenn nach und nach alle Kollegen lautlos ausgeschaltet wurden und der Funkkontakt abbricht. Die Folge: Statt sicherheitshalber Verstärkung anzufordern, grasen sie weiter die Gegend ab und werden so leichte Beute für Marcus.

Andersrum gilt: Wurden Ordnungshüter erst einmal in Alarmbereitschaft versetzt, hat Marcus – der nur wenige Treffer einstecken kann – speziell in den ersten Spielstunden nichts mehr zu lachen. Verbissen sind uns Polizei und Sicherheitsdienste nun auf den Versen, fordern konstant Verstärkung an und zielen sehr präzise. Freilich könnt ihr mit einer Vielzahl von Waffen zurückschiessen, zum eher friedlichen Naturell des Protagonisten passt diese Spielweise gleichwohl weniger. Deutlich befriedigender: Mit einem schnellen Flitzer die Flucht ergreifen und zum Beispiel durch das gezielte Hacken von Ampelschaltungen, Betonpollern, Dampfleitungen, parkenden Autos etc. soviel Chaos anrichten, dass die Nachhut die Spur verliert.

Logiklücken

Abseits der schwankenden Feind-KI stört vor allem die Tatsache, dass unser Held bewusstlose oder tote Körper nicht in eine dunkle Ecke schleppen darf und Ubisoft sich hier und da störende Logikschnitzer leistet. In der eingangs erwähnten Filmstudio-Mission etwa war der zu entführende Wagen nach Beendigung der Verfolgungsjagd ein buchstäbliches Wrack. Kaum startete die Zwischensequenz in der DedSec-Garage, waren jedoch sämtliche Blessuren verschwunden.

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Auch nicht optimal gelöst: Im letzten Spieldrittel gerät die Balance zuweilen aus den Fugen, denn nun haben Gegner und Sicherheitssysteme den immer mächtigeren Talenten von Marcus kaum noch etwas entgegenzusetzen. Vor allem Fortgeschrittene und Profis wünschen sich spätestens jetzt noch mehr Gegenwind – etwa indem man ihnen den Einsatz bestimmter Fähigkeiten durch geschickte Storykniffe temporär verwehrt.

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