Watch Dogs

Besser als GTA 5? Mal ja, mal nein

Test Benjamin Kratsch getestet auf PlayStation 4

DIE OPEN WORLD


Ubisofts Chicago ist lebhaft, aber die Perfektion von Los Santos fehlt



Ubisoft Montreals Chicago ist sehr gut gelungen, aber es fühlt sich weniger echt an als Rockstars Los Santos. Das liegt vor allem daran, dass sich eigentlich alles um uns dreht. Natürlich gehen die Passanten ihren Weg, telefonieren und unterhalten sich oder knutschen Paare im Park, aber es passiert im Grunde nichts aussergewöhnliches ohne unser Zutun. Diese organischen „GTA“-Momente fehlen. Diese Situationen, wo wir am Strassenrand stehen und plötzlich ein paar durchgeknallte Gangster mit ihrem gepimpten Schlitten langsamer fahren und einen anderen Farbigen abknallen. Die Cops sehen es, es beginnt eine Verfolgungsjagd oder gar Schiesserei – völlig ohne dass wir irgendetwas getan hätten.

In „Watch Dogs“ können wir all’ das triggern, aber es wirklich öfter aufgesetzt und weniger perfekt eingewoben in diese Welt. Die Polizei beispielsweise hat den ganzen Tag nichts zu tun, obwohl die Stadt wenig versteckt von einer mafiösen Organisation unter Dermot „Lucky“ Quinn beherrscht wird und es ständig irgendwelche Morde gibt. Trotzdem warten die Cops gefühlt nur darauf, dass wir mal versehentlich einen Passanten überfahren oder im Sprint die Waffe zücken (was durchaus passieren kann) und schon jagen sie uns Streifenwagen, Helikopter und eine ganze Armee auf den Hals. Generell hat sich Ubisoft Montreal keinen Gefallen getan mit seinem Reputationssystem. Denn die Verfolgungsjagden sind echt hart, nicht selten hängt uns eine Armee von Cops oder vier, fünf gepanzerte Limousinen am Heck, aus denen auch noch geschossen wird – da passiert es fast schon unweigerlich, dass wir bei einem harten Drift in die Kurve leicht auf den Bürgersteig geraten und einen Passanten umhauen. Jeder verletzte oder gar getötete Zivilist bringt aber Negativ-Punkte im Reputationssystem. Wer jetzt nicht ausgleicht und Verbrechen verhindert – die immer wieder als Nebenquest angeboten werden - , der kann nicht mehr in einen Waffenladen gehen und normal einkaufen, ohne das im Fernseher des Shops gerade eine Sendung über uns als Vigilante läuft und der Verkäufer den stillen Alarm drückt. Wandert sein Arm Richtung Tresen, bleibt uns nichts anderes übrig als ihn mit der Waffe zu bedrohen. Und dann ruft meist ein Passant die Cops, der uns durch die offene Tür erspäht. Chicago ist schon sehr bald eine Stadt, die sich gegen euch zu verschwören scheint.

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