Watch Dogs

Besser als GTA 5? Mal ja, mal nein

Test Benjamin Kratsch getestet auf PlayStation 4

DIE GESCHICHTE:


Exzellent geschriebene Charaktere und mehr Tiefe als in „GTA 5“ 



Bei der Geschichte merkt man Ubisoft an, dass sie mittlerweile sehr erfahrene Autoren haben, die sich sowohl in „Assassin’s Creed“ als auch „Far Cry 3“ austoben durften und ihrem narrativem Spieltrieb in „Watch Dogs“ weiter frönen. Wo „GTA 5“ im Grunde ausschliesslich Parodie ist und mit Charakteren arbeitet, bei denen es uns schwer fällt mit ihnen warm zu werden, agieren die Protagonisten in „Watch Dogs“ häufig aus nachvollziehbaren Motiven. Der eine, weil er von der Regierung gefoltert und zum Krüppel gemacht wurde. Aiden Pearce ist als Charakter ebenfalls interessant, weil er zu Beginn der Geschichte eigentlich nur seine Schwester und deren Sohn beschützen will, dann aber immer tiefer im Sündenpfuhl Chicagos gräbt.

Es ist eine Geschichte, die weit über das hinausgeht, was „GTA 5“ geboten hat. Eine Story, die erstaunlich nuanciert arbeitet und keine klaren Feindbilder abgibt. Es gibt viele Situationen, in der wir das cTOS-Überwachungssystem als nützlich und gut, dafür die Aktionen von Aidens Hacker-Freunden etwas befremdlich finden. Jeder Schauspieler und jede Schauspielerin ist gut besetzt, die Bühnenpräsenz passt. Klar, es gibt auch ein paar Stereotype wie den Möchtegern-Gangster Tybone, der sich beim blossen Anblick von Pearce schon in die Hose macht. Und Rasta-Hacker „T-Bony“ Grady wirkt als durchgeknallter Pyromane doch ein bisschen zu sehr nach Trevor-Kopie. Aber „Watch Dogs“ traut sich an heikle Themen heran, die sehr selten im Videospiel-Business sind: afrikanische Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden und Menschenhändler, die mit hohen Tieren gemeinsame Sache machen, die eigentlich Chicago beschützen sollten. Die narrative Ebene bezieht viel Kraft aus der persönlichen Verbundenheit von Charakteren. Aiden ist kein Held, ihn interessiert die Gesellschaft wenig. Er will viel mehr diesen Prostitutionsring zerreissen, weil ihm mit Poppy eine Frau ans Herz wächst, die er anders nicht befreien kann.

Kommentare

Watch Dogs Artikel