Wild Hearts - Test / Review

Ein neuer Herausforderer

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Die Welt zu euren Füssen

Nicht nur im Kampf sind die Karakuri-Konstrukte sehr nützlich. Ihr dürft euch auch beim Bau verschiedener Basislager austoben. Egal ob eine Schmiede zum schnellen Upgraden von Waffen oder Käfigen für Haustiere: Ihr schaltet im Spielverlauf immer wieder nützliche Gegenstände frei, die ihr in der Welt platzieren könnt. Später gibt es auch Rutschleinen, mit denen ihr grosse Distanzen schnell überqueren könnt. Das Besondere dabei: Alles, was ihr baut, bleibt zwischen Missionen bestehen. Ihr wählt also selber, wo ihr Lager baut und wo eure meistbereisten Wege durchführen.

Screenshot

Im Multiplayer-Modus könnt ihr dann nicht nur über die Spielersuche Unterstützung für einzelne Kämpfe anfordern, sondern auch mit bis zu zwei Freunden die Kampagne gemeinsam bestreiten. Sofern der Kampagnenfortschritt des Hosts gleich oder niedriger ist als euer eigener, gelten abgeschlossene Missionen auch für euch. Dabei baut ihr mit dem Host zusammen dessen Spielwelt auf und verewigt euch gemeinsam in Strukturen überall in den sehr offenen Gebieten. Kehrt ihr aber in eure eigene Welt zurück, übernehmt ihr nur gesammelte Ressourcen und etwaigen Missionsfortschritt, nicht aber gebaute Strukturen. Ihr müsst euch also eure eigene Welt wohl oder übel selbst errichten.

Anders als bei "Monster Hunter" erleichtert der Multiplayer-Modus die Kämpfe massgeblich, vor allem deshalb, weil euch eure Mitstreiter wiederbeleben können. Sterbt ihr allein, verliert ihr einen von meistens drei Versuchen für diese Mission. Beim Spielen im Team habt ihr die Möglichkeit, den Verlust eines Versuchs zu verhindern. Sterben allerdings alle drei Mitglieder gleichzeitig, verliert ihr gleich drei Versuche - und die Mission schlägt fehl.

So schön und doch so hässlich

"Wild Hearts" bietet Verbesserungen in vielen Aspekten, die die "Monster Hunter"-Formel gerade für neue Spieler schwer zugänglich machen. So lassen sich Waffen wesentlich leichter herstellen und können jederzeit auf frühere Upgrade-Stufen zurückgesetzt werden. Da ihr aber je nach Weg durch den verflochtenen Waffenbaum verschiedene Attribute für eure Waffe übernehmen könnt, lohnt es sich hier, zu experimentieren. Kemono geben euch bei einem Sieg zudem immer Punkte, die ihr für das Freischalten und Verbessern eurer Karakuri benutzen könnt. Einen Kampf, bei dem ihr komplett ohne nützliche Belohnung ausgeht, gibt es also nicht.

Doch so gut uns die spielerischen Verbesserungen und Innovationen gefallen haben, lässt die Technik von "Wild Hearts"doch sehr zu wünschen übrig. Da sticht zum einen die grafische Präsentation hervor, die bestenfalls auf dem Stand der letzten Generation ist, obwohl 4K und HDR angepriesen werden. Stellenweise haben uns die Wettereffekte gar an den grausigen Regen aus dem Remaster von "GTA: San Andreas" erinnert. Dabei ist das Design der Welt sehr gelungen, und die den Jahreszeiten nachempfundenen Regionen sind allesamt gross und interessant gestaltet. Leider überdecken schlechte Weitsicht und häufiges Pop-in die ansonsten so schöne Spielwelt.

Screenshot

Auch abseits der Grafik hapert's bei der Technik ordentlich: Die Kamera arbeitet genauso oft gegen euch wie mit euch, und es kommt häufig vor, dass eine schlechte Übersicht und eine in der Wand verkeilte Kamera zu eurem Bildschirmtod führen. Das sind Frustmomente, die so nicht hätten sein sollen. Der Multiplayer-Modus hatte vor Launch ausserdem mit starken Einbrüchen der Framerate zu kämpfen, wodurch wir teilweise in Zeitlupe gegen die Kemono antraten. Omega Force hat uns bereits seine Pläne für die langfristige Unterstützung des Spiels mitgeteilt, in deren Rahmen neue Kemono-Varianten und andere Spielinhalte kostenlos erscheinen sollen. Hoffentlich können dabei auch einige der technischen Probleme noch optimiert werden.

Fazit

Gerade als grosser Fan der "Monster Hunter"-Reihe schlägt mein Herz höher für jedes Spiel, das es mir erlaubt, aus einem riesigen Frost-Wolf ein neues Paar Schuhe zu basteln. "Wild Hearts" bringt tatsächlich sehr viele neue Ideen mit Blick auf die Waffen und das herausragende Karakuri-System mit. Leider schwächelt es dafür bei anderen Aspekten, besonders der belanglosen, aber aufdringlichen Story und der sehr holprigen Technik. Gelegentliche Missionen, die euch in die Jagdgebiete anderer Spieler schicken, erinnerten uns gar an das gemeinsame Weltbauen in "Death Stranding", und allein wegen der vielfältigen Möglichkeiten der Karakuri hebt sich das Spiel genug von seiner Konkurrenz ab. Trotzdem fehlen zur uneingeschränkten Empfehlung einige grosse Schritte in Sachen Präsentation und Stabilität. Einiges davon wird zweifelsohne über Patches behoben werden, anderes muss auf ein hoffentlich erscheinendes "Wild Hearts 2" warten. Fans des Genres dürfen hier aber ohne Bedenken zugreifen.

Screenshot

Kommentare

Wild Hearts Artikel