Am 1. August 2024 feiert unser langjähriger Kooperationspartner World of Games seinen 30. Geburtstag. Wir gratulieren ganz herzlich und baten Firmenmitgründer Michael Wyler, doch mal ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Wie fing die Erfolgsgeschichte überhaupt an? Wie ist WoG zum dem geworden, was es heute ist? Was sind die Pläne für die Zukunft? Das und vieles mehr erfahrt ihr in unserem grossen Interview-Spezial.
World of Games gibt es nun schon seit 30 Jahren. Was hat Sie damals dazu bewogen, einen Versand für Computer- und Videospiele zu gründen?
Michael Wyler: Am Ursprung von World of Games stand eigentlich ein Spiel: "Antares". Wir waren damals eine kleine Gruppe jugendlicher Nerds (zu dieser Zeit ein nicht unbedingt positiv besetzter Begriff, welche neben der Schule/Lehre an ebendiesem Game für den Amiga gebastelt hatten. Voller Enthusiasmus, träumten wir natürlich davon, dass wir unser Hobby irgendwann zum Beruf machen können.

Wir fanden 1991 auch tatsächlich einen Publisher, welcher das Spiel veröffentlichte, aber die Verkaufszahlen (und unsere Tantiemen) waren schon sehr bescheiden.Danach, ich hatte mittlerweile meine Lehre abgeschlossen, versuchte ich mich nochmals an einem Soloprojekt (welches grandios scheiterte), weswegen ich mich nach anderen Möglichkeiten umsah. Games waren zu dieser Zeit nur in wenigen Läden überhaupt erhältlich. Der Verkauf von Spielen kam mir damals zwar deutlich weniger interessant als die Programmierung vor, ermöglichte mir aber, mich weiterhin mit dem Thema, das mich so interessierte, zu beschäftigen.
Wie haben Sie sich in der Anfangsphase von Ihren Mitbewerbern unterschieden? Waren es niedrigere Preise? Ein schnellerer Versand? Besserer Kundenservice?
Eine grössere Auswahl und tiefere Preise in jedem Fall. Die Schweiz war noch Games-Entwicklungsland, und es war für Kunden generell nicht so einfach, überhaupt an die gewünschten Spiele zu kommen. Ein weiterer Unterschied war vermutlich, dass wir den Kunden bereits zu dieser Zeit einen Flyer mit Games zugeschickt haben, über welchen sie Bestellungen tätigen konnten.
Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit dem Gründungsjahr?
In erster Linie die, dass wir die Anfangsphase sprichwörtlich ohne finanzielle Mittel gemeistert haben. Thomas von Arx (der Mitbegründer) und ich wohnten beide noch bei unseren Eltern, und wir hatten beide keinerlei Erspartes. Der Versand der Spiele erfolgte anfangs direkt aus der Wohnung meiner Mutter, und ich bewundere rückblickend, wie viel Geduld und Vertrauen sie gehabt haben muss.

Wie haben Sie in der Anfangsphase dafür gesorgt, dass potenzielle Kunden auf World of Games aufmerksam wurden?
Unser Hauptaugenmerk bei der Neukundengewinnung lag auf unserem Flyer, den wir verschiedenen deutschsprachigen Games-Magazinen beigelegt haben.
Erinnern Sie sich noch an ein oder zwei absolute Top-Seller-Produkte aus der Gründerzeit - sozusagen Spiele, die wirklich grosse Umsätze eingefahren haben und es Ihnen dadurch ermöglichten, zu expandieren?
Ein grosser Boost für unsere Firma waren mit Sicherheit 1995 der Release von Sonys PlayStation-Konsole und Spiele wie "WipeOut“ oder "Command & Conquer“. Daneben haben wir aber schon damals Spielwaren und Trading-Cards verkauft, und "Magic the Gathering“ war ebenfalls ein enorm spannendes Thema.
Stichwort Expandieren: 1997 haben Sie ein Ladenlokal eröffnet. Wie haben Sie den Ort dafür ausgewählt, und nach welchem Motto haben Sie es damals eingerichtet?
Ladenlokal trifft die Bezeichnung vielleicht nicht so unbedingt. Es war eigentlich ein Büro im ersten Obergeschoss eines Bürogebäudes, in welchem wir die Spiele ausgestellt hatten und die Kunden sie dann auch abholen konnten. Wichtiger war damals der Versandhandel, und beim "Laden" ging es eher darum, Kunden aus der Region die Möglichkeit zu geben, ein Produkt möglichst schnell erhalten zu können.

1997 erhielt WoG mit wog.ch auch seinen eigenen Internetauftritt. Wer hat ihn damals konzipiert? Haben Sie noch Screenshots der damaligen Seite? Wie unterschied sich die Webpräsenz von der Konkurrenz?
Die allererste Version des WoG-Webshops wurde von mir mit Frontpage entwickelt und war eigentlich nicht viel mehr als eine Online-Produkteliste mit einer Bestellmöglichkeit via Formularfeld. Die erste wirklich professionelle Website (inklusive Forum) entstand dann ein Jahr später, entwickelt von unserem Programmierer Raphael Gerber.

Gab es eine Gaming-Ära, in der WoG ein besonders grosses Wachstum erlebte?
Bis etwa 1999 war WoG immer noch ziemlich klein. Das war vermutlich der finanziellen Situation in der Anfangszeit geschuldet. Wir hatten keine externen Geldgeber, die eine Expansion finanziert hätten. So mussten wir ganz klassisch mit dem Geld haushalten, welches wir auch tatsächlich eingenommen haben. So ab dem Jahr 2000 folgte dann aber über mehrere Jahre ein sehr starkes Wachstum, welches uns immer mehr zu einer der wichtigsten Anlaufstellen für Games in der Schweiz gemacht hat.