Pico 4 - Hardware-Test

VR zum Kampfpreis: Was kann die Top-Brille des TikTok-Konzerns?

Hardware: Test Video Steffen Haubner

Seit einiger Zeit mehren sich wieder die Anzeichen, dass VR tatsächlich gekommen ist, um zu bleiben. Zwar ist trotz viel beachteter Releases wie Sonys PS VR2 oder der Meta Quest 3 noch immer kein wirklicher Durchbruch auf dem Massenmarkt zu beobachten.

Dafür wird die Auswahl an Modellen kontinuierlich grösser und gleichzeitig wächst das Angebot an Apps und Games für die unterschiedlichen Plattformen. Was der virtuellen Realität nun noch einen echten Schub nach vorn geben könnte, sind zwei Faktoren: erschwingliche Preise und ein Formfaktor, der Einsteiger nicht abschreckt, sondern einen bei VR-Ausflügen fast vergessen lässt, dass man ein Headset auf dem Kopf hat. Beide Kriterien versucht die Pico 4 zu erfüllen, hinter der der chinesische TikTok-Konzern ByteDance steht. Mit einem Preis von 389 CHF für die 128-GB-Version und 449 CHF für die Variante mit 256 GB Speicherplatz positioniert sich die Pico 4 preislich unter der Meta Quest 3, die sie auch beim Gewicht von knapp 300 g (515 g bringt die Meta-Brille auf die Waage) deutlich unterbietet.

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Dass man mit aufgesetzter Brille zudem nicht mehr aussieht wie ein Tiefseetaucher aus dem 19. Jahrhundert, liegt an der schlanken Bauform, die wiederum durch die sogenannten Pancake-Linsen ermöglicht wird. Ohne jetzt zu sehr in die Tiefen der Optik abtauchen zu wollen: Der Unterschied zu den bisher üblichen Frensel-Objektiven besteht darin, dass das Licht der kurvenförmig zusammengefalteten Linsen direkt im Glas beziehungsweise im Kunststoff gebündelt wird, wodurch sie viel näher am Display positioniert werden können. Das macht die Brillen schlanker und die Objektive selbst weniger anfällig für Streulichteffekte und Verzerrungen, die bei herkömmlichen VR-Brillen aufwendig von der Software korrigiert werden müssen. Somit bleibt mehr Rechenleistung für andere Zwecke übrig. Alles in allem darf man wohl davon ausgehen, dass den Pancake-Objektiven die VR-Zukunft gehören wird.

Kabellose Freiheit

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Als Stand-alone-Brille kommt die Pico 4 vollkommen ohne Kabel aus. Da der Akku zudem clevererweise hinten im Kopfbügel untergebracht wurde, ist das Headset wunderbar ausbalanciert und sehr angenehm zu tragen. Es wird lediglich oben durch einen justierbaren Riemen auf dem Kopf gehalten. Ein Stellrad hinten dient dazu, die Halterung der Kopfgrösse anzupassen. Mit wenigen Handgriffen sitzt die Brille fest auf dem Kopf - das haben wir bei anderen Modellen schon sehr viel umständlicher erlebt. Ausserdem lässt sich auch noch der Augenabstand nachjustieren, und zwar nicht manuell, sondern elektrisch über das Nutzermenü. Mit diesen wenigen Elementen lässt sich die Pico 4 überraschend gut der individuellen Kopfform anpassen. An den Wangenknochen gelang es uns im Test aber nicht, sie vollkommen lückenlos aufzusetzen, sodass man mit stark nach unten gerichteten Augen doch noch etwas erkennen kann. Besonders im Menübereich kann es daher gelegentlich zu schwachen Spiegelungen auf den Innenseiten der Linsen kommen, was sich innerhalb von Games oder Apps jedoch kaum bemerkbar macht. Für rund 40 CHF bekommt man in den Zubehör-Shops allerdings bessere Polster, die sich leicht mit dem Original austauschen lassen. Das bietet sich auch deshalb an, weil die originalen Polster nicht feuchtigkeitsabweisend sind. Wer beispielsweise viel und gern die integrierte Fitnessfunktion der Pico 4 nutzt, wird daher früher oder später ein Ersatzpolster haben wollen, das er anbringen kann, während das andere Polster nach dem Waschen trocknet.

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