Beyond: Two Souls

Das übernatürliche Spiel?

Test Nico Schluchter getestet auf PlayStation 3

Aiden

Damit ihr euch Aiden richtig vorstellen könnt, müssen wir euch zunächst einmal verraten, dass auch wir ihn zu keiner Zeit sehen können. Stattdessen steuern wir den fliegenden Geist aus der Ego-Perspektive. Zu Beginn des Spiels, das chronologisch gesehen gleichzeitig die letzte "Handlung" ist, beschreibt uns Jodie ihre merkwürdige Gabe folgendermassen: "Ich sehe Dinge, die sonst kein Mensch sehen kann". Diese Aussage beschreibt allerdings nur einen Teil der Fähigkeiten, zu der sie dank Aiden im Stande ist. Um euch nicht zu viel zu verraten, erläutere ich euch Aiden anhand eines Beispiels, das relativ früh im Spiel eintritt. In einer Einrichtung für Menschen mit paranormalen Fähigkeiten wird Jodie im Kindesalter einigen Tests unterzogen. Die Ärzte bringen sie und eine Freiwillige in zwei Räume, welche durch eine dicke Wand getrennt sind. Auf den Tischen, vor denen die Beiden sitzen, sind fünf Karten mit einem unterschiedlichen Symbol angeordnet. Jodies Aufgabe ist es nun zu erkennen, welche Karte die Freiwillige gezogen hat. Aufgrund der getrennten Räume eine vermeintlich unlösbare Aufgabe. Nicht so aber für Jodie Holmes. Dank Aiden bewältigt sie diese Aufgabe ohne Probleme. Im Spiel löst ihr die Aufgabe wie folgt: Per Knopfdruck wechseln wir zu Aiden und schwirren mit der Entität durch den Raum. Wir können mit ihm durch die Wand dringen und erkennen so aus der Überschulter-Perspektive anschliessend, welche Karte die Dame gezogen hat.

Weitaus häufiger findet Aiden jedoch Einsatz, wenn es darum geht, Dinge in der Umwelt zu manipulieren. Dazu fliegen wir auf das zu manipulierende Objekt zu und drücken anschliessend die entsprechenden Buttons und Sticks, die später noch erläutert werden. So schalten wir Überwachungskameras aus, lassen einen Tisch in eine Scheibe krachen oder beheben Türblockaden. Ebenfalls möglich ist das Eindringen in bestimmte Figuren, die wir danach kontrollieren können. Es ist jedoch stets durch hellblaue Hotspots erkennbar, welche Objekte und Menschen wir manipulieren können und damit auch, bei welchen Aiden nutzlos ist. Zudem können wir mit Aiden auch nicht jede Wand durchdringen und jede Distanz zurücklegen. Während Letzteres durchaus Sinn ergibt, bemängeln wir, dass nicht immer erkennbar ist, durch welche Wände Aiden dringen kann und durch welche nicht.

Erfreulicherweise finden sich dank Aidens Einsatz auch einige Rätsel wieder, die wir in "Heavy Rain" schmerzlich vermisst haben. Diese halten sich zwar dezent im Hintergrund, lockern den Spielfluss aber gekonnt auf. Dank dieser Fähigkeiten wird Jodie Holmes für die CIA schon bald unabdingbar. Relativ früh im Spielverlauf wird sie - beziehungsweise Aiden - dafür verwendet, um in einem Botschaftsgebäude nach geheimen Dokumenten zu spionieren. Dazu begeben wir uns mit Jodie an einen ruhigen Ort und fliegen anschliessend als unsichtbarer Geist auf der Suche nach den Schriftstücken durch das Innere der Botschaft.

Dennoch stösst Jodie Holmes mit ihrem Talent, wie bereits beschrieben, nicht immer auf Begeisterung. Deswegen darf man geteilter Meinung sein, ob nun Aiden Fluch oder Segen für Jodie sein soll. Auch hier lassen uns die Entwickler in der Interpretation unsere Denkfreiheit und beeinflussen uns nur geringfügig. Überhaupt sind es nicht nur bei der Entscheidungsfindung stets wir, die die Kontrolle haben. So wird sich "Beyond: Two Souls" auch bei jedem Spieler ein wenig anders spielen.

Allerdings kann Jodie auf Aiden nicht ständig zugreifen, da dessen Ressourcen begrenzt sind. Als Spieler können wir Aidens Status dabei durch keine grafischen Balken verfolgen. Überhaupt verwenden die Entwickler kaum spielerläuterende Anzeigen, wie es etwa jüngst in "GTA V" der Fall ist. Dankdessen wird das Spielvergnügen nicht unnötig unterbrochen. Auch wenn wir deswegen nicht immer grafisch erkennen können, ob die Möglichkeit eines Einsatzes Aidens besteht, wissen wir dies in den entscheidenden Situationen intuitiv. Dies unterstreicht deutlich, wie ausgeklügelt und sinnvoll der Einsatz von Aiden durchdacht wurde. Allerdings müssen wir anmerken, dass es häufig auch auf der Hand liegt, etwa wenn wir nach einer Zwischensequenz vor einem verschlossenen Supermarkt landen. Trotzdem schadet dies der Glaubwürdigkeit in keiner Weise. Überhaupt fühlen sich sämtliche Handlungsverläufe und Charaktere glaubwürdig an und demonstrieren vorbildlich, dass Unlogik in keinem Videospiel vorzufinden sein müsste.

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