Honor View 20 - Test / Review

Bleibt (fast) alles anders

Hardware: Test Video Steffen Haubner Roger Sieber

Videos lassen Kilos und Speicher schmelzen

Videos werden wahlweise in 4K bei 30 fps oder in Full-HD bei 60 fps aufgenommen, Zeitlupen bringen es auf 120 fps in Full-HD-Auflösung oder 960 fps in 720p. Ein Video in Ultrazeitlupe von einer bei leichtem Schneefall über eine Pariser Strasse rollenden Sportwagen wird so fast schon zum Kunstwerk, das man direkt an die Werbeagentur des Fahrzeugherstellers verticken könnte. Der 3D-Sensor macht bei Videos eine Anpassung von Formen bereits während der Aufnahme möglich. Damit kann man zum Beispiel ganz ohne Diät ein paar Pfund abnehmen – zumindest im bewegten Bild.

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Bedenken sollte man dabei, dass Aufnahmen mit hohen Auflösungen den Gerätespeicher schon ganz schön beanspruchen. Umso negativer fällt ins Gewicht, dass im View 20 zwar eine Dual-SIM-Schnittstelle verbaut wurde, diese aber nicht für das Aufrüsten des Speichers verwendet werden kann. Die je nach Modellvariante zur Verfügung stehenden 128 und 256 GB müssen, ergänzt durch diverse Cloud-Speicherdienste, also ausreichen. Wer möchte, kann die Kameraauflösung in den Einstellungen auf 12 Megapixel reduzieren, wodurch sich zusätzlich die Möglichkeit eines Zweifachzooms ergibt, was unter Umständen sogar zu schärferen Bildern führen kann.

Die Zukunft – versteckt in den Foto-Funktionen?

Artificial Intelligence, kurz AI – so mancher kann das vermutlich schon nicht mehr hören. Stecken dahinter nicht einfach jene elektronischen Auto-Funktionen, die früher auch ohne solch hochtrabende Begriffe ausgekommen sind? Und dann Machine Learning und Big Data. Heisst das nicht einfach nur, dass Anwenderdaten noch ungenierter gesammelt, gespeichert und ausgewertet werden? Man mag über diese und andere Fragen denken wie man will: Diese Technologien der Informationsverarbeitung werden unser Leben immer mehr (mit)bestimmen. So verbirgt sich in den Foto-Features des View 20 eine Möglichkeit, die Wirklichkeit zu interpretieren. Tippt man nämlich in der Foto-App auf das kleine Icon oben links im Display, scannt die Kamera nicht nur QR-Codes, sondern versucht auch im Sucher befindliche Objekte zu erkennen und im Internet Vergleichbares oder damit assoziierbare Shopping-Angebote zu finden.

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Zugegeben, im Test das funktioniert noch nicht wirklich überzeugend. Zeigt man dem Gerät etwa einen Topf mit Basilikum, werden einem diverse Haushaltsgegenstände wie Herdplattenabdeckungen mit Basilikum-Muster angezeigt. Das Pflanzenbestimmungshandbuch sollte man also noch nicht wegwerfen. Auch von der ebenfalls integrierten Übersetzungsfunktion erstellte Texte sollte man nicht unbedingt für sein Bewerbungsschreiben verwenden. Man stelle sich aber einmal vor, was man damit alles machen kann, wenn die Maschine tatsächlich mehr und mehr dazulernt. Hunderassen per Handykamera identifizieren oder einem Freund einfach die Kamera unter die Nase halten, woraufhin im Cloud-Speicher automatisch nach Aufnahmen gesucht wird, auf denen er zu sehen ist. Leckere Gerichte einfach abfotografieren und das Smartphone automatisch nach Rezepten suchen und gleich auch noch die Zutaten bestellen lassen. Die darin in etwa enthaltenen Kalorien errechnet das View 20 jetzt schon. Laut Honor erkennt die „AI-Objekt-Erkennung“ über 300 berühmte Wahrzeichen und 100.000 Gemälde aus aller Welt. Und bei der Suche nach Produkten wie den coolen Sneakers, die der Typ in der Bahn heute Morgen anhatte, werden mehr als 200 Shopping-Plattformen weltweit berücksichtigt. Spinnt man diese Ideen mal ein bisschen weiter, erkennt man schnell: Was jetzt noch wie ein nettes Spielzeug wirken mag, könnte sich bald als das Killer-Feature der Zukunft entpuppen.

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