Jusant - Test / Review

Wunderschönes Abenteuer mit mediativem Spielfluss

Test Video josef.erl getestet auf PlayStation 5

DONTNODs bisherige Spiele wie "Remember Me", "Life is Strange" oder "Tell Me Why" sind sehr gesprächig. Sie stecken voller Charaktere mit eigenen Hintergründen und Persönlichkeiten. Dialoge sind an der Tagesordnung. "Jusant" hingegen ist anders. Es ist still, schweigt förmlich - zumindest auf den ersten Blick.

Obwohl wir im ganzen Spiel kein einziges Gespräch führen und keine Konfrontation erleben, hat "Jusant" viel zu sagen. Es lässt jedoch seine Spielwelt sprechen und gibt uns Zeit zum Durchatmen. So entsteht ein geradezu meditativer Spielfluss, getragen von einem grandiosen Soundtrack und der nahezu perfekt ausbalancierten Kernspielmechanik: dem Klettern.

Ein kleiner Junge und ein gigantischer Berg

"Jusant" gibt uns nur wenig an die Hand. Im Intro sehen wir einen Jungen, der durch eine Wüste läuft. Um ihn herum liegen alte Schiffswracks, zerfetzte Fischernetze, Überreste von Fischerbooten und verrostete Anker. Auf seinem Rücken trägt er einen kleinen Begleiter. Ein Tierchen, das an einen Nacktmull erinnert - aber auf eine niedliche Art. Ihr Weg führt sie zu einem riesigen Berg, dem "Turm", wie ihn das Spiel später nennt. Entschlossen blickt der Junge in die scheinbar unendlichen Höhen. Sie zu erklimmen, ist unser Ziel - der Grund bleibt zunächst offen.

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Im Gegensatz zu manchen Triple-A-Produktionen erfordert "Jusant" beim Klettern an Steilwänden mehr Aktionen als nur das Drücken einer einzelnen Taste. Die Schultertasten L2/R2 (PS5) oder LT/RT (Xbox) steuern jeweils einen Arm. Damit sich der Held an einem Vorsprung festhalten kann, müsst ihr stets eine oder beide Schultertasten gedrückt halten. Lasst ihr beide gleichzeitig los, fällt er. Um euch vorwärts zu bewegen, müsst ihr euch also mit einer Hand festhalten und mit der anderen übergreifen. Die Richtung bestimmt ihr mit dem Joystick. Durch diesen logischen Ablauf geht die Grundbewegung sofort in Fleisch und Blut über. Die Steuerung ist präzise und zuverlässig, und ihr kommt immer genau dort an, wo ihr hinwollt.

Taktieren an der Steilwand

Zu Beginn einer Klettertour sichert ihr euch an einem markierten Ausgangspunkt mit einem Karabiner. Für unterwegs stehen euch drei weitere zur Verfügung, die ihr frei in der Wand platzieren könnt. Das ist vor allem bei längeren Kletterpassagen wichtig, da ihr euch so auch zwischendurch absichern könnt. Keine Angst, Abstürze in den Bildschirmtod gibt es nicht. Ihr landet sicher am Ausgangspunkt oder baumelt am Seil. Vor allem im späteren Spielverlauf sind die Passagen aber recht üppig und die Wege lang. Neben den Karabinern kann auch das Seil ausgehen. Ihr müsst also immer überlegen, wie ihr den kürzesten Weg findet und wann ihr euch am besten sichert.

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Grössere Distanzen überwindet ihr durch Sprünge. Dabei müsst ihr euch im richtigen Moment festhalten, um nicht abzustürzen. Auch ein Doppelsprung ist möglich, bei dem sich der junge Bergsteiger auf halber Strecke noch einmal mit den Füssen von der Wand abstösst. Solche Manöver zehren allerdings stark an der Ausdauer. Der kleine, grüne Balken leert sich schneller, je weiter man klettert. Unterwegs könnt ihr euch kurz ausruhen und regenerieren, indem ihr den linken Joystick drückt. Allerdings sinkt mit zunehmender Kletterdauer auch die maximale Ausdauer. Seid ihr zu lange unterwegs, kann sich der Held irgendwann nicht mehr halten. Eine vollständige Regeneration ist nur im Stehen auf einer sicheren Ebene oder an den seltenen Zwischenstationen möglich. Dort dürft ihr auch das Seil einholen und erhaltet eure Karabiner zurück.

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Apropos Seil: Es dient nicht nur zum Sichern, sondern auch als Greifhaken oder "Liane". Wenn ihr einen Karabiner in die Wand geschlagen habt, könnt ihr euch am Seil herunterlassen und entweder in der Luft schwingen oder an der Wand entlanglaufen. So nehmt ihr Schwung auf und erreicht entlegene Haltepunkte oder überquert Abgründe. "Jusant" führt diese Spielmechaniken sukzessiv in einem angenehmen Tempo ein, das niemanden überfordern dürfte. Eine Verbesserung der Fähigkeiten ist nicht möglich. Im Laufe des Spiels führen die Entwickler aber immer wieder neue Mechaniken ein, die für Abwechslung sorgen. So kann euer Helfer zum Beispiel Pflanzen rehydrieren, die sich dadurch ausbreiten und neue Wege schaffen. Das Wetter spielt ebenfalls eine Rolle, aber mehr soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden.

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