Project Cars -Test

Ein Rennspiel, wie es Kazunori Yamauchi glücklich machen würde

Test Benjamin Kratsch getestet auf PC

Project Cars“ – ist es das beste Rennspiel der neuen Generation? Vor allem ist es ein Simulationstraum, mit Motoren, die richtig Kraft haben, einer Grafik, vor der ihr euch auf dem PC verbeugen werdet und Autos, die richtig Charakter haben. Ein Spiel, wie es sich Kazunori Yamauchi für „Gran Turismo 7“ gerade grafisch wohl nur erträumen kann...

„Project Cars“, das ist Liebe pur. Liebe zum Automobil, zur Strecke, zu den kleinen Details, die den Rennsport seit Jahren geformt und so taktisch gemacht haben. Weil Slicktire-Reifen auf nassem Asphalt schneller rutschen. Weil ihr bei Stürmen mitunter gegenlenken und Platzregen auf Aquaplaning achten müsst. Weil es satte acht Kameraperspektiven gibt und euch die Helmkamera ein beeindruckendes Mittendrin-Gefühl beschert. Etwa wenn ihr über Bathurst brettert, einen Kurs, zusammengehalten aus Stahl und Beton, der nicht mit dem Millimetermassband gezogen, sondern fast schon organisch in die Landschaft gewachsen scheint. Und plötzlich zieht der berühmte britische Nebel auf und euer Visier beschlägt. Die Sicht wird milchig, die Scheinwerfer können sich kaum noch durch das Dickickt arbeiten. Dann setzt auch noch Regen ein, arbeiten die Scheinwerfer in kurzem Abstand vor euch im Dauertakt und ihr könnt eigentlich nur erahnen, was ihr jetzt machen müsst. „Project Cars“ ist echter Rennsport, weil es euch viel Intuition abfordert. Spielt das Wetter nicht mit, müsst ihr euer Gedächtnis fordern, müsst euch dazu zwingen Bremspunkte abzuspeichern und abzurufen, wenn es nötig wird.

Doch „Project Cars“ ist auch ein Spiel, das euch belohnt. Nicht nur funktioniert der Ritt auf Messers Schneide unfassbar gut und fühlt sich toll an einen Kurs gemeistert zu haben, es sieht auch unfassbar gut aus. „Gran Turismo 6“ und „Forza 5: Motorsport“ mögen bereits wunderschöne High-Res-Modelle von Autos kultiviert haben, aber Bandai Namcos Team, die Slightly Mad Studios, gehen noch ein ganzes Stück weiter. Gerade „Forza“ ist eine Schönwetter-Reihe, die immer fantastisch aussieht, aber eben auch immer gleich. „Project Cars“ macht deshalb so viel Spass, weil sich auch die Umstände in der Grafik ausdrücken und herrlich atmosphärisch wirken. Wenn der Regen aufs Cockpit prasselt, dann seht ihr förmlich wie sich eure Scheibenwischer abmühen. Und wenn ihr bei purem Sonnenschein an der kalifornischen Küste in die Kühlerhauben-Kamera schaltet, dann spiegelt sich im blank polierten Chrom die ganze Umwelt, die Bäume, die Strecke, die Reflektionen des Pazifiks. Beeindruckend, einfach nur beeindruckend. Schaut euch meine verlinkten Videos auf Youtube an, aufgenommen mit Ultra-Details in 1080p auf dem MSI GT 72 Dominator Pro-Notebook. Die PS4-Version geht in Ordnung (die Xbox One-Version stand uns nicht zur Verfügung, dürfte aber tendenziell nicht besser laufen, da langsamerer Arbeitsspeicher), viel mehr aber nicht. „Project Cars“ leidet unter massiven Einbrüchen in der Bildwiederholrate, wodurch das Geschwindigkeitsgefühl sehr viel schlechter rüberkommt. Die Konsolen sind schlicht zu schwachbrüstig für dieses Rennspiel. Wer einen guten PC hat, sollte dringend zu dieser Version greifen.

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