Unicorn Overlord - Test / Review

Der nächste Kracher von Vanillaware!

Test Video Sönke Siemens getestet auf PlayStation 5

Nach den Action-Rollenspiel-Geheimtipps "Odin Sphere" und "Dragon's Crown" sowie dem Millionenseller "13 Sentinels: Aegis Rim" meldet sich das japanische Studio Vanillaware mit "Unicorn Overlord", einem neuen Taktik-RPG für PS4, PS5, Nintendo Switch und Xbox Series, zurück. Die Entwicklung dauerte knapp zehn Jahre, das Ergebnis kann dafür umso mehr überzeugen und dürfte nicht nur jenen gefallen, die schon in den 1990ern Spass mit Spielen wie "Final Fantasy Tactics", "Ogre Battle" und Co hatten. Aber der Reihe nach!

Ausgangspunkt der Handlung ist das Schicksal von Königin Illenia. Das Oberhaupt des Mittelalter-inspirierten Fantasy-Königreichs Cornia wird eines Tages in der Hauptstadt Grand-Corrine von ihren eigenen Leuten - angeführt von ihrem einst getreuen General Valmore - angegriffen. Bevor es zur entscheidenden Schlacht kommt, die Illenia nicht überlebt, gibt sie jedoch noch ihren geliebten Sohn Alain in die Obhut des Ritters Josef.

Valmore, der felsenfest davon überzeugt ist, ein Erbe des verlorenen Imperiums Zenoira zu sein, erklärt sich nach dem Tod der Königin zum Alleinherrscher und beginnt - unterstützt von dunkler Magie, die andere gefügig macht -, im Eiltempo auch die vier umliegenden Königreiche Fevriths zu unterjochen.

Doch noch ist die Hoffnung für die Bewohner Fevriths nicht verloren. Denn mehr als zehn Jahre später zeigt sich der mittlerweile erwachsene Alain wild entschlossen, Valmor zu Fall zu bringen. Befeuert wird seine Motivation dabei von der Erkenntnis, dass ein ihm überlassener Ring von Mutter Illenia in der Lage ist, Valmors finstere Magie wieder rückgängig zu machen.

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Was folgt, ist eine langsam, aber sicher Fahrt aufnehmende Rebellion, die euch - in fünf grossen Story-Bögen - durch alle Königreiche Fevriths führt und in immer neue Gefechte mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Gegnertypen und Anführern verwickelt. Gleichzeitig trefft ihr regelmässig auf neue Charaktere, die sich - häufig basierend auf euren Entscheidungen - eurer Sache anschliessen.

Um die Stadt Barbatimo zu befreien, müsst ihr beispielsweise einen bierbäuchigen, Kriegshammer schwingender Kämpfer namens Mordon besiegen. Erringt ihr einen Triumph über den trinkfesten Schmied, habt ihr - wie so häufig in "Unicorn Overlord" - die Qual der Wahl, wie es mit eurem Gegenüber weitergeht. Streckt ihr Mordon für sein Bündnis mit Zenoira noch an Ort und Stelle nieder? Oder lasst ihr Gnade walten und bietet ihm eine Platz in euren Rängen an? Zugegeben: In Mordons Fall fällt die Entscheidung leicht, da eine freundliche Dorfbewohnerin ein gutes Wort für ihn einlegt und uns darauf hinweist, dass ihm das Wohl der Stadt stets am Herzen lag.

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In vielen anderen Situationen mussten wir jedoch erst mal in Ruhe abwägen, bevor wir eine Entscheidung fällen konnten. Sollen wir den niederträchtigen Dieb Gamel an die Stadtwache ausliefern? Oder nehmen wir ihm seine Geschichte ab, dass er letztendlich nur zum Dieb wurde, um teure Heilerbehandlungen für seine todkranke Schwester zu finanzieren, und lassen ihn frei? Ebendiese Entscheidungssituationen wühlen emotional ziemlich auf und fügen sich sehr gut in die spannend erzählte, mit zahlreichen Wendungen gespickte Geschichte von "Unicorn Overlord" ein. Nicht nur das: Nicht selten zeigen eure Entscheidungen Konsequenzen, die man jedoch oft erst Stunden später zu spüren bekommt.

Vorangetrieben wird der Plot darüber hinaus von zahlreichen grösseren und kleineren Sidequests, die Vanillaware mit viel Herzblut und Kreativität inszeniert. Tuckern wir per Schiff beispielsweise zur Startinsel zurück, müssen wir dort für einen Dorfbewohner vier entlaufene Hühner einfangen. Klingt simpel, wird aber herausfordernder als gedacht, da das Federvieh immer wieder in den Wald flüchtet. Erst wenn wir die Gockel konsequent die Strasse entlangscheuchen und auf diese Weise müde machen, haben wir eine Chance, sie zu schnappen.

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JRPG-typisch gibt's natürlich auch eine Bindungsmechanik, die hier - ähnlich wie etwa in "Fire Emblem Engage" - an Aktivitäten wie das Verteilen von Geschenken und gemeinsame Essen gebunden ist. Doch dranbleiben lohnt sich, denn die Entwickler erlauben Romanzen und Hochzeiten zwischen so ziemlich allen Figuren. Dazu gesellen sich einige nette Minispiele und motivierende Nebenaktivitäten wie das Sammeln und Ausliefern von Ressourcen, um weitere Boni und Aktionsmöglichkeiten freizuschalten.

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