Fable 3

Das fabulöse Rollenspiel im Hands-On

Erster Eindruck Benjamin Kratsch

Das begehbare Inventar

Jede Frau wünscht sich einen begehbaren Kleiderschrank. So ein Ding wie aus "Sex and the City" wo 4000 Paar Schuhe Platz finden. Und auch wir Gamer haben Bedürfnisse, wollen nicht mehr umständlich durch Menüs navigieren, um einen anderen Rüstungstyp zu wählen oder eine frische Klinge in die Scheide zu stecken. Peter Molyneux hatte bereits auf der X10, Microsofts Hausmesse angekündigt das Inventar revolutionieren zu wollen – und ausnahmsweise hat der Chef der Microsoft-Game-Studios dieses mal nicht zu viel versprochen: Auf Knopfdruck werden wir in einen Raum gebeamt, indem ein Butler bereit steht. Er führt uns in der Einführung herum und erzählt mit starkem britischen Akzent und der Stimme von John Cleese, dass er alle Kleidung, die wir finden, fortan im Schrank unterbringen wird. Und alle Waffen, wie Schwerter, Äxte, Helebarden oder Bögen werden feinsäuberlich auf dem Tisch aufgereiht. Zaubertränke hingegen warten Kapriolen. Da macht das Shoppen doch gleich viel mehr Spass.

 

Feuer und Blitz haben sich lieb

Das Team rund um Peter Molyneux legt auch in "Fable 3" grossen Wert auf Freiheit. So lassen sich beispielsweise zwei Zauber zu einem mächtigen kombinieren. Dafür muss man anders als in "The Witcher 2" aber nicht erst einen Feuerkessel aufsuchen und verschiedene Zutaten zusammen mixen. Nein, das geht komfortabler: Im Spiel legen wir einfach den Feuerball auf die eine Hand und den Blitzangriff auf die andere. Beide gleichzeitig abfeuern darf man nicht, geübte Spieler drücken allerdings schnell hintereinander den Zauberbefehl und überlagern so die beiden Spells. Sobald sich Feuer und Elektrizität küssen, wird der feindliche Golem quasi doppelt geröstet. Als wir spielen, merken wir immer und immer wieder wie gerne wir doch eigentlich Zauberangriffe wechseln. Oder auch Waffen. In herkömmlichen Rollenspielen ist man meist froh sein perfektes Equipment gefunden zu haben und hat wenig Lust sich durchs Inventar zu klicken. Hier aber switchen wir locker und leicht in unser Heim, der Butler steht schon bereit und kredenzt neue Waffen. Ist quasi wie bei Spieleredakteuren zu Hause, nur das hier neben dem Butler etliche 90-60-90-Blondinen sehnsüchtig am Pool warten. 

Bussln und Balgen

Schon auf der Pressekonferenz machte Peter Molyneux klar: Emotionen sind wichtig für eine authentische Spielwelt. Ergo können wir andere Charaktere anstupsen, unserer Freundin und später Frau sanft durchs Haar streichen, ihre Wange küssen oder sie in den Arm nehmen. Leider wollte Peter auch im Interview nicht verraten, ob das Kuscheln via "Kinect"-Bewegungssteuerung funktioniert. Die wäre dafür ja eigentlich prädestiniert. Interessantes Detail hierzu: Es wird sogar möglich sein mit Koop-Partnern via Xbox Live Sex zu haben und Kinder zu zeugen. Aber keine Angst, das hier wird kein Softporno, die Kamera blendet vorher aus. Vom Bussln zum Balgen ist’s oft kein langer Weg, denn nach dem Abschied von der Geliebten verschlägt es uns in den Dungeon Shadelight. Dieses Areal wird so etwa gegen Mitte des Spiels freigeschaltet und versprüht mit Fledermäusen und dunklen Katakomben ein Flair wie im Stephen-King-Streifen. Gott sei Dank sind wir nicht allein unterwegs, sondern haben Sir Walter Beck an der Seite, einen Ritter und tapferen Kämpfer. Dennoch überkommt uns immer wieder ein mulmiges Gefühl – atmosphärisch schlägt "Fable 3" wirklich alle Register. Da tanzen Schatten, die aussehen wie echte Menschen und im Dunkeln scheinen wilde Tiere zu patrouillieren, deren glühende Augen das ein oder andere Zucken hervorrufen. Pah, hinfort mit euch, Gegnergesocks. Mit Schwert, Pistole und Zaubersprüchen brennen wir den Kerlen den Pelz herunter – fühlt sich ganz klassisch an, beim Kampfsystem halten sich die Lionhead Studios an die Formel aus "Fable 2". Auch die Technik erinnert stark an "Fable 2", allerdings sind die Texturen schärfer und in Kämpfen gibt’s wilde Kamerafahrten und hektische Zooms um Dramatik zu vermitteln.

 

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