Die GAMES.CH-Kolumne #07-2020: Epic vs. Apple & Google

Die Schlacht um Fortnite

Kolumne Video Michael

Die Wut der Spieler

Jedoch kann Epic Games auch eine gewisse Arglist vorgeworfen werden, denn das Unternehmen instrumentalisiert bei seinem Kampf leichtfertig die Spieler und Fans - und zwar auf eine teils sehr unangenehme Weise. Beispielsweise ist gerade erst eine neue Season bei "Fortnite" gestartet. Und Epic Games nimmt es in Kauf, dass Abertausende auf den iOS- und Android-Geräten jetzt nicht daran teilnehmen können. Ja, Epic Games scheint auf die Enttäuschung und Wut zu setzen, die sich natürlich nicht gegen das Studio richtet, sondern gegen jene, die das Game aus den Stores geworfen haben. Gleich einer Rebellion sollen die Millionen "Fortnite"-Spieler mobilisiert werden und die Klage von Epic Games mit ihren Stimmen und ihrem Aufschrei beflügeln.

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Und tatsächlich: #FreeFortnite wird auf Twitter geschmettert! Dabei ist das Game weder in Geiselhaft, noch wird es zensiert. Das Rebellionsgetöse hat insbesondere momentan einen recht faden Beigeschmack, da rund um die Welt unzählige Menschen gegen Probleme wie Polizeigewalt, Rassismus und Diktatoren auf die Strasse gehen. Dazu wäre es für Epic Games eine Leichtigkeit, das Direktbezahlungs-Feature zu entfernen und damit das Game wieder ad hoc in die Stores zu bringen. Wenn man denn nur wollte. Sowohl Apple als auch Google haben angeboten, gern mit Epic Games über das Problem zu reden.

Ebenso scheint Epic Games bewusst naiv zu ignorieren, wie brutal eine Fan-Community werden kann, die sich auf einen vermeintlichen Gegner oder Unterdrücker einschiesst. Vor Jahren waren im Zuge von Gamergate zahlreiche Entwicklerinnen und YouTuberinnen mit Tod, Vergewaltigung und anderen Abscheulichkeiten bedroht worden. Die Entwickler von "No Man's Sky" und "The Last Of Us Part II" bekamen, nachdem ihre Games so manche enttäuschten, sowohl Beleidigungen als auch Warnungen, dass man ihnen auflauern und sie verprügeln würde. Das ist kein Spass, sondern bitterer Ernst. Das Ziel von Epic Games' Kampagne mag also durchaus nachvollziehbar sein und positive Folgen haben. Aber die Mittel, die Stilisierung und die Taktik, die das Unternehmen fährt, die Kollateralschäden, die es verursachen könnte, zeigen eine beängstigende Verantwortungslosigkeit und Verzerrung der Realität.

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