Kaum ein Franchise hat eine so lebhafte Vergangenheit wie "Sonic the Hedgehog". Der blaue Igel startete als würdiger Konkurrent zu Nintendos Mario, schaffte es jedoch nicht, eine einheitliche Vision der Spiele in die dritte Dimension zu bringen. Es scheint, als ob sich die "Sonic"-Spiele jedes Mal komplett neu erfinden. Das macht es für Fans sehr schwer zu wissen, was sie in einem neuen "Sonic"-Titel erwartet. Die letzten Werke der Reihe beinhalteten eine seltsam meditative Open World mit "Sonic Frontiers", ein humorvolles Krimispiel in "Who Murdered Sonic the Hedgehog?" und "Sonic Mania", eine Hommage an die 16-Bit-Vergangenheit des Franchises. Auch der neueste Teil "Sonic Superstars" greift tief in die Nostalgie-Kiste, bringt aber eine neue Optik und einige frische Ideen, darunter lokalen Koop für bis zu vier Spieler.
Gemeinsam sind wir stark
Wie gerade für 2D-Ableger der "Sonic"-Spiele üblich, kann die Geschichte hier getrost ignoriert werden. Zwar beginnt das Game mit sehr liebevoll animierten Zwischensequenzen, die Tatsache, dass es keinerlei Sprachausgabe hat, sorgt jedoch dafür, dass die "Handlung" im besten Fall Interpretationssache ist. Unsere Aufgabe ist also simpel und unkompliziert: Wir stoppen Dr. Eggman und seine fiesen Schergen, indem wir so schnell wie möglich durch verschiedene Zonen rasen und am Ende der meisten Levels entweder Dr. Eggman selbst oder einen seiner Roboter erledigen.
Dieser Rahmen ist völlig ausreichend für einen 2D-Platformer, die bereits erwähnten Zeichentrick-animierten Sequenzen sind aber so gut gelungen, dass sie Lust auf mehr machen. Da wäre ein wenig Kontext zwischen den Levels vielleicht sogar willkommen gewesen. Allerdings zeigen vergangene Spiele auch, dass Sonic und seine Geschichten oftmals unnötig komplex und "erwachsen" sind. Daher verzichten wir gern darauf.
Viele Wege führen zu Eggman
Spielerisch ist "Sonic Superstars" sehr flexibel. Ihr könnt zu Beginn des Spiels und zwischen den Levels nicht nur eure Spielfigur aus Sonic, Tails, Knuckles und Amy frei wählen, sondern dank lokalem Koop auch gleich mit allen Helden auf einmal ins Gefecht ziehen. Die Schwierigkeit des Spiels wird dabei massgeblich von der Wahl der Figur beeinflusst, da jeder Charakter seine eigenen Spezialmanöver mitbringt. Sonic setzt auf Geschwindigkeit und kann sich dank Spin-Dash direkt nach der Landung jedes Sprungs einen zusätzlichen Geschwindigkeits-Boost holen. Tails hingegen kann über längere Strecken fliegen und damit grosse Distanzen überwinden und neue Wege erkunden. Auch Knuckles ist es möglich, zu fliegen - er gleitet dabei aber nur. Dafür kann er an Wänden hochklettern und so neue Wege erschliessen. Amy hat nicht nur einen Doppelsprung, sondern schwingt dabei auch ihren Hammer. So ist sie vor den meisten Gegnern geschützt und kann sich freier durch die Levels bewegen.
Diese sehr unterschiedlichen Spielstile sind absolut eine Stärke des Spiels im Singleplayer, da mit den Fähigkeiten der Charaktere jeder Level etwas anders gespielt werden kann. Im Multiplayer zeigen sich allerdings schnell Probleme, da der Bildschirm nur dem schnellsten Spieler folgt und alle anderen Teilnehmer mitteleportiert werden. Mit den unterschiedlichen Fortbewegungsarten ist es fast unmöglich, als Gruppe zusammenzubleiben. Noch schwieriger wird das mit den neuen Chaos-Emerald-Fähigkeiten. Die bunten Edelsteine waren schon immer ein wichtiger Teil fast jedes "Sonic"-Spiels. Hier dürfen wir ihre Kräfte jedoch auch nutzen, bevor wir alle sieben Steine gesammelt haben. Findet ihr in einem geheimen Abschnitt bestimmter Levels einen Chaos-Emerald, schaltet ihr permanent eine neue Fähigkeit frei. So könnt ihr euch etwa wie eine Kanonenkugel durch den Level katapultieren oder dutzende Klone von euch beschwören, um Gegner zu erledigen und Ringe einzusammeln. So nützlich diese Kräfte auch sind: Im schnellen Gewusel eines "Sonic"-Spiels gehen sie nur allzu schnell vergessen. Tatsächlich setzten wir sie fast nur dann ein, wenn das Game uns mit einer Einblendung erinnerte.