Werewolves Within - Film-Special

Das Partyspiel zum Zuschauen?

Artikel Video Joel Kogler

Nach "Uncharted" kommt direkt noch eine Videospiel-Verfilmung zu uns in die Schweiz. "Werewolves Within" lief in den USA bereits im Juni und erscheint daher gar nicht im Kino, sondern direkt auf Blu-ray und als Video on Demand. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, wieso Ubisoft einen Film namens "Werewolves Within" produziert. Das Spiel dahinter dürfte nämlich längst nicht jedem bekannt sein. Das gleichnamige Videospiel ist ausschliesslich für Virtual Reality erhältlich und eine Implementation der beliebten Gesellschaftsspiele "Werewölfe vom Düsterwald" und "Mafia". Ein Film, der auf einem Videospiel basiert, das wiederum auf einem Brettspiel basiert? Das konnten wir uns nicht entgehen lassen.

Wer die virtuelle oder analoge Spielvorlage kennt, dürfte sich jetzt bereits fragen, wie man daraus einen Film machen soll. Das Game ist nämlich ein simples Partyspiel, bei dem jeder Spieler eine Rolle zugewiesen bekommt. Zwei Teams werden in Werwölfe und Dorfbewohner unterteilt. Zu Beginn einer Spielrunde dürfen die Werwölfe einen der Dorfbewohner heimlich eliminieren. Danach wird unter allen Spielern diskutiert, wer die Werwölfe sein könnten. Einige der geheimen Rollen der Dorfbewohner erlauben es zudem, Informationen über andere Spieler herauszufinden, etwa deren geheime Identität zu erfahren. Gewonnen hat das Team, das als Letztes übrig bleibt. Egal ob an einer Party oder in VR, das Spielkonzept bleibt gleich.

Viel mehr als das absolute Grundkonzept übernimmt der Film nicht von seiner Vorlage. Während zum Beispiel das Videospiel klar im Mittelalter zur Zeit der Hexenjagden angesiedelt ist, spielt der Film in der Neuzeit. Lediglich die Idee, dass eine Gruppe von Menschen eingeschlossen ist und unter ihnen ein Werwolf sein könnte, der die Gruppe langsam mit Manipulation und Misstrauen auseinanderbricht, verbindet Spiel und Film. Das Label als Videospiel-Verfilmung tut "Werewolves Within" keinen Gefallen, weil viele Zuschauer allein deswegen einen grossen Bogen darum machen werden, da viele Filme mit Spielen als Vorlage enttäuschen.

Wer ist der Wolf?

Screenshot

Schauen wir uns also den Film losgelöst vom Ballast seiner Vorlage an. Hauptfigur Finn Wheeler (Sam Richardson) tritt eine neue Stelle als Förster im verschlafenen Dorf Beaverfield an, als er feststellen muss, dass in seiner neuen Heimat ein Konflikt brodelt. Die Bevölkerung des Dorfs ist gespalten, ob der nahe Wald abgeholzt werden soll, um eine Pipeline zu bauen. Schnell stellt er sich all den schrägen Bewohnern des Dorfes vor, die alle direkt aus einem Stephen-King-Roman entflohen zu sein scheinen. Egal ob Trisha (Michaela Watkins), die gruselige Engel aus Seifenflaschen bastelt, oder das arrogante Tech-Millionär-Paar Joaquim (Harvey Guillén) und Devon (Cheyenne Jackson): Alle Bewohner scheinen einander zu hassen. Lediglich die Postbeamte Cecily (Milana Vayntrub) heisst Finn mit offenen Armen willkommen. Gerade als es scheint, dass Finn und Cecily sich näherkommen, schottet ein enormer Schneesturm das Dorf vom Rest der Welt ab. Kurz darauf verschwindet Trishas Hund spurlos, und auf der Suche nach dem verschollenen Haustier merkt Finn, dass alle Generatoren des Dorfs sabotiert wurden. Als dann auch noch eine übel zugerichtete Leiche gefunden wird, müssen sich alle Dorfbewohner im lokalen Gasthaus verstecken, um die Situation auszusitzen. Während das Misstrauen brodelt, versucht Wissenschaftlerin Jane (Rebecca Henderson) herauszufinden, welches Tier für die Angriffe verantwortlich ist. Die DNS weist sowohl auf einen menschlichen als auch tierischen Ursprung hin. Könnte einer der Dorfbewohner etwa ein Werwolf sein?

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Origineller Mix aus Comedy und Horror

"Werewolves Within" bezeichnet sich selbst als Horrorkomödie, ist aber bis auf einige wenige Szenen eher im Bereich der Komödie anzusiedeln. Da lange nicht klar ist, ob es einen, mehrere oder gar keine Werwölfe gibt, geht es hier nicht klassisch um gruselige Monster, sondern darum, wie Egoismus und Misstrauen eine Gruppe langsam von innen zerfressen. Dabei stehen der sympathische, wenn auch naive Gutmensch Finn und die nerdige Cecily im starken Kontrast zum Rest des Dorfes, die alle mehr oder weniger überspitzte Stereotypen des amerikanischen Hinterlands darstellen. Wenn es dann, wie für das Genre typisch, einem Dorfbewohner nach dem anderen an den Kragen geht, schwingt auch immer eine gewisse Schadenfreude mit, da alle Charaktere so unterhaltsam unsympathisch sind.

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Anders als bei vielen anderen Horrorfilmen, die ihre Twists schon meilenweit ankündigen oder aber aus dem Nichts auf Zuschauer loslassen, schafft es "Werewolves Within" nicht nur, sein Mysterium bis zum Schluss aufrechtzuerhalten, sondern auch, viele kleine Hinweise zu bieten, die ein zweites Anschauen des Films genauso unterhaltsam machen wie das erste. Zu verdanken ist das der schauspielerischen Leistung der grossen Besetzung, die Humor und Spannung hervorragend miteinander verbinden, und natürlich auch dem Drehbuch, das es schafft, die absurden Charaktere und Situationen trotzdem alltagsnah herüberzubringen. In vielen Figuren sehen Zuschauer entweder sich selbst oder Freunde und Bekannte.

Fazit

Filme, die auf Spielen basieren, haben traditionell einen schlechten Ruf - nicht ganz grundlos. Zuletzt hatten wir bei "Uncharted" erwähnt, dass die Vorlage dem Film teilweise im Weg steht und die Erwartungen des Publikums zu sehr in eine falsche Richtung lenkt. "Werewolves Within" umgeht diese Probleme sehr einfach, indem man eine Vorlage nimmt, die bereits nahezu keine Substanz bietet, und sich dann auch noch nur sehr vage am Grundkonzept des Spiels bedient. Es ist klar: "Werewolves Within" wurde vermutlich nie als Videospiel-Verfilmung geplant, sondern nachträglich so genannt, um beim Marketing eine grössere Zielgruppe zu erreichen. Ob die Assoziation mit Ubisoft, einer Firma, die in letzter Zeit eher durch Sexismus als durch gute Spiele aufgefallen ist, dem Film hilft, sei mal dahingestellt.

Für sich genommen bietet "Werewolves Within" hervorragende Unterhaltung mit viel Humor und einer kleinen Prise Horror. Auch wenn der Film weder bei Handlung noch Präsentation neue Wege beschreitet, erinnert die subversive Art teilweise fast an den hervorragenden Horrorstreifen "Cabin in the Woods". "Werewolves Within" ist kein Film, der einen nach dem Schauen tagelang beschäftigt oder an den man sich zwingend über lange Zeit erinnert. Wer aber einen Abend mit guter Unterhaltung und einigen spannenden Momenten füllen will, sollte hier unbedingt mal reinschauen. Spätestens zu Halloween gehört dieser Film ins absolute Pflichtprogramm jedes Horrorfans.

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