Detroit: aus Motor City wird Android City
Vieles ist spannend an „Detroit: Become Human“: es ist ein Spiel von David Cage, entsprechend fühlt es sich an wie ein Kinofilm, in dem ihr die Kontrolle übernehmt und Teile des Drehbuchs schreibt. Ein Werk, das mit extremen Zooms auf Gesichter Emotionen einfängt, ja sogar den Sabber, der einem wütenden Arbeiter aus dem Mund spritzt, während er einen Security-Roboter beleidigt. Die Roboter nehmen den echten Detroitern die Arbeit weg, eine interessante Parallele zu den realen Ereignissen der letzten Jahre. In der Realität war es die Globalisierung, die Detroit als die amerikanische Industriestadt Nummer 1 zermürbt und zerstört hat. Einst rollten hier tausende von Fords vom Band, die werden mittlerweile irgendwo auf der Welt produziert. Es ist nicht lange her, da galt Detroit als Wirtschaftswunder mit einer der geringsten Arbeitslosenquoten der USA.
Dann kam die Wirtschaftskrise, die Kaufkraft der Amerikaner sank, die Werke wurden geschlossen. Die Menschen zogen weg, die Häuser verfielen, die Stadtverwaltung musste gar Insolvenz beantragen, weil man nicht mal mehr Feuerwehr und Polizei bezahlen konnte. David Cage greift also ein reales Problem in seinem Spiel auf, transportiert es aber in die Zukunft. Dort protestieren Arbeiter, die gerade ihren Job verloren haben, mit Plakaten und lauten Rufen gegen die Robotisierung der Gesellschaft. Ein Droide versucht zu beschwichtigen, wird attackiert. Wir werden als Spieler hier sicherlich eingreifen können. Doch hoffentlich mehr mit diplomatischem Geschick, weniger roher Gewalt. „Beyond: Two Souls“ war ein faszinierendes Spiel, litt aber unter seinem Drang zwingend grosse Action auf den Bildschirm zu zaubern. Cage würde gut daran tun in „Detroit“ völlig auf Magie und Mystik zu verzichten. Vielleicht sogar komplett auf Action, denn „Beyond“ strahlte in seinen emotionalen Momenten, nicht in denen mit abstürzenden Hubschraubern und explodierenden SWAT-Einsatzfahrzeugen.