Die GAMES.CH Kolumne #12-2017

Was wir aus dem Battlefront-2-Debakel lernen sollten

Artikel Video Michael

Ein Vorbild

Electronic Arts und DICE standen unter heftigem Druck. Nicht nur wegen der Berichterstattung, den Boykottaufrufen, sondern weil sie gut belegt einen kundenfeindlichen Weg einschlugen – der auch nachhaltigen Vertrauensverlust und damit Umsatzeinbussen bedeuten könnte. Disney sah hingegen das Potential, dass „Star Wars“ als Marke in Mitleidenschaft gezogen wird und sah sich gezwungen, zu intervenieren. Schliesslich waren hier nicht nur einige Gamer mit einem Videospiel unzufrieden. Nein, Abertausende kämpften gegen Abzocke und Dreistigkeit und ein – irgendwie – reales Unrecht. Das hatte Signalwirkung. Die Macher gerieten in Rechtfertigungsnot. Denn Recht hatten in dem Fall diejenigen, die sonst so gerne als nörgelnde Halbstarke und aufgebrachte Nerds abgestempelt werden. Heisst: Wir müssen laut sein, wir müssen Zeichen setzen aber wir müssen auch Vernunft und Fakten sprechen lassen! Schreien, schimpfen, pöbeln? Diesen Quatsch brauchen wir nicht. Wer Entwicklern droht, ihnen „auf's Maul zu hauen“, zielt zudem oft auf gänzlich Unschuldige. Die wollten nur ein gutes Game abliefern, das leider durch Managemententscheidungen zur Pay-2-Win-Maschinerie mutieren sollte.

Screenshot

Wir Gamer sind keine wütenden Spinner, sondern mündige Kunden, die ein Recht auf Fairness, Qualität und Transparenz einfordern. Das sollten und müssen wir auch! Wir dürfen Publishern keine Vorwand liefern, sinnige Forderungen als irrationalen Unsinn abzutun. Die Debatte um „Battlefront 2“ und die bemerkenswerten Zu- und Eingeständnisse sollten wir als Präzedenzfall werten und als Muster begreifen, wie wir zukünftig in ähnlichen Fällen vorgehen. Wir müssen darlegen, was für uns geht und was nicht oder wo wir die Grenzen des Anstands verletzt sehen. Aber: Natürlich ist die Schlacht um „Battlefront 2“ noch nicht ausgestanden. Es ist Durchhalten angesagt. Der aktuelle Sieg ist ein Landgewinn aber nicht der Sturz des Imperiums. Vielleicht mag all das gerade als Leuchtfeuer wirken und andere Entwickler vor ähnlichen Modellen zurückschrecken lassen. Sicher ist das jedoch nicht. Denn letztlich entscheiden nicht Boykottaufrufe und Negativkommentare, sondern die Brieftaschen der Spieler. Wenn wir keine Lootboxen und Microtransactions haben wollen, dann sollten wir sie nicht nutzen. Oder noch besser: Keine Games kaufen, in denen sie vorkommen. Ja, leider ist es letztlich so einfach – aber auch schmerzvoll.

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