Overwatch - Test

Ist es ein echtes Blizzard-Spiel?

Test Benjamin Kratsch getestet auf PC

Ohne Kampagne fühlt sich Overwatch nicht komplett an

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Warum nur hat dieses Spiel keine Kampagne? „Overwatch“ ist so ein spielerisch beeindruckendes Werk, aber es könnte so viel besser sein, wenn es eine richtige Geschichte erzählen würde. Wer die Werbetrailer gesehen hat, der weiss wie brillant Blizzards CGI-Abteilung ist. Wie viel Atmosphäre und Stimmung aufkommt, wenn Scharfschützin Widowmaker als Assassinin einen Anschlag auf den Präsidenten plant, mit spielerischer Leichtigkeit seine Security-Teams auf den Dächer ausschaltet und sich akrobatisch in Position bringt. Nur um von Overwatch-Agentin Tracer unterbrochen zu werden. Die Beiden liefern sich einen Kampf, der Hollywood ebenbürtig wäre, der sich stilistisch und erzählerisch fast schon in eine Art „Captain America: Civil War“-Struktur einfassen liesse. Die Musik, die Dramaturgie, die Animationen – Blizzard muss sich nicht vor den ganzen Grossen im CGI-Geschäft verstecken. Die Kalifornier sind unglaublich gut darin uns in nur sehr kurzer Zeit einen Charakter nahe zu bringen. Winston zeigt sich in einem der animierten Kurzfilme wie Blizzards hauseigener Tony Stark, nur eben in Gorilla-Form. Sogar eine Art Jarvis hat er, einen Computer namens Athena, der ständig seine Vitalwerte messen will, was Winston gar nicht gut findet. Er ist der Chef und Einsatzleiter der Overwatch, einer multinationalen Elitetruppe. Quasi Blizzards Avengers. Es ist so unglaublich schade, dass die Kalifornier dieses ganze Potential brachliegen lassen. Aus „Overwatch“ nur einen Multiplayer-Shooter zu machen, fühlt sich nach purer Verschwendung an, gerade auch weil die Geschichte eine schöne Tiefe zu haben scheint.

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Nach gewissen Vorfällen wird der PETRAS ACT ins Leben gerufen, der jegliche Overwatch-Aktivitäten durch eine direktive des Präsidenten verbietet. Wir können euch nur wärmstens ans Herz legen vorher diese wunderbaren Kurzfilme zu den Hauptcharakteren anzuschauen, denn sie vermitteln ein schönes Gefühl für die Figuren. Ihr erlebt sogar Winston als Baby-Affe und als Teenager, wie er seinem Wissenschaftler die Brille mopst, die später stilbildend für ihn wird. Doch auch wenn „Overwatch“ leider keine Kampagne mitbringt, fühlen sich die Helden nach mehr an, als einfach nur 0815-Multiplayer-Figuren. Wer ihren Background kennt, der fühlt sich mit ihnen ein bisschen mehr verbunden und Tracers „Cheers Love, here comes the cavalry“ werden wir auch nach dem hundertsten Mal nicht müde. Insofern schafft Blizzard etwas, das so ziemlich einzigartig ist: Eine Identifikation mit seinen Charakteren im Multiplayer. Es ist schon cool zu wissen, woher Tracers Fähigkeit herkommt sich zu teleportieren, sie war nämlich die erste Testpilotin des Projects Slipstream, einem Hightech-Jet mit Teleportationsmodul. Spannend auch, dass Blizzard sich nicht auf das gute alte Prinzip der hellen und dunklen Seite der Macht verlässt, sondern mit McCree einen Cowboy als Charakter installiert, der ursprünglich mal für Blackwatch arbeitete, der Covert-Ops-Abteilung von Overwatch. Die sind eigentlich dafür verantwortlich, warum die Welt nicht mehr viel von ihren ehemaligen Helden hält. Aber okay, mit dem neuen Multiplayer-Fokus von Blizzard müssen wir uns abfinden.

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