Syndicate

Kopfkino

Test Alain Jollat getestet auf PlayStation 3

Ich, Kilo

Euer Alter Ego wird Kilo sein,  Miles Kilo. Er ist der aktuelle Prototyp von EuroCorps Superagent. Ausgestattet mit einem Dart-6-Chip habt ihr nicht nur Zugriff auf die Annehmlichkeiten, die ein Chip dieser Firma sonst auch bietet, sondern ihr könnt euch in verschiedenste Systeme hacken. Unter anderem auch in die Chips eurer Gegner – und damit mitten in deren  Schaltzentrale. Ihr könnt sie nicht nur zwingen, sich selbst zu richten. Es ist sogar möglich, dass ihr ihren Geist derart vernebelt, dass sie kurzzeitig auf eurer Seite stehen und sich gegen ihre eigenen Kollegen stellen. Und falls ihr euch weniger in die Köpfe eurer Rivalen hacken wollt, sondern in deren Waffen, so könnt ihr eine üble Ladehemmung verursachen.

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Ist euch eher der Sinn nach klassischer Wildwest-Manier, so steht euch natürlich der Zugriff auch EuroCrops Waffenarsenal zur Verfügung. Vom Sturmgewehr über den Flammenwerfer bis hin zum Lock-In-Gewehr, wo sich Gegner anvisieren lassen – und die Projektile ihren tödlichen Weg wie von selbst finden.

Triste Zukunft

Als Superagent ist eure Aufgabe klar: Stellt sicher, dass EuroCorp den technologischen Vorsprung halten kann. Und so werdet ihr auf das wissenschaftliche Genie der Konkurrenz angesetzt. Kilo kämpft sich durch die Sicherheitsorgane der Mitbewerber, hackt sich in Geschütze und Wachroboter und kommt mit blutiger Effizienz und Präzision seinem Ziel näher. Dass es dabei zu Kollateralschäden kommt, lässt sich leider nur schwer vermeiden. Wohl legen sich Zivilisten artig hin oder versuchen zu flüchten, aber im Kugelhagel ist die Überlebenschance gering.

Menschen sind für die Konzerne ohnehin zur austauschbaren Geldeinnahmequelle geworden. Als notwendiges und durchaus ersetzbares Übel. Es gibt einige Szenen in diesem Spiel, die einem das schmerzlich bewusst machen – und man sich dann zu Recht fragt, ob Kilo auf der richtigen Seite steht. Und überhaupt das Richtige tut. Beispielsweise, wenn Kilos Sidekick kurzerhand alle in Panik geratenen Fahrgäste eines Zuges erschiesst, den eingeschüchterten Zugführer mit einem miesen Trick aus seinem sicheren Versteck hervorlockt und dann kurzerhand mit einem Schuss niederstreckt. Nur, um die Kontrolle über den Zug zu übernehmen.

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Wie auch schon beim Ur-"Syndicate" aus dem Jahre 1993 sind hier die moralischen Grundsätze absolut gegenteilig zu unseren heutigen Idealen. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass die Gewalt aus reiner Effekthascherei mitintegriert wurde. Sie ist Teil des Cyberpunk-Genres und tritt unerwartet und kaltblütig auf. Und meist ist sie so schnell wieder weg, wie sie gekommen ist. Nur dieses seltsame Gefühl bleibt. Dieser Zweifel, sein eigenes Handeln richtig ist. Ob das eigene Handeln in dieser technologisierten Welt überhaupt noch menschlich ist.

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