Anno 1800 (Brettspiel) - Test / Review

Europäisch durch und durch

Test Video Joel Kogler getestet auf Brettspiele

Das grosse Rechnen

Wie schnell eine Partie von "Anno 1800" endet, hängt ganz von den Spielern ab. Das Spiel endet, sobald ein Spieler alle Handkarten abgeworfen und damit alle Bedürfnisse seiner Bevölkerung gedeckt hat. Der schnellste Spieler gibt also den Takt vor. Dieser Spieler hat aber nicht unbedingt gewonnen. Um Variation zwischen den einzelnen Spielen zu schaffen, gibt es in "Anno 1800" nämlich eine Vielzahl an Siegesbedingungen. Das sind Karten, die zu Beginn jedes Spiels zufällig ausgewählt werden und bestimmen, wofür ihr am Ende der Partie Punkte erhaltet. Eine Karte etwa belohnt den Spieler mit der grössten Anzahl an Arbeitern, eine andere belohnt euch, wenn ihr möglichst platzsparend baut. Je nachdem welche Karten ausliegen, passen die Spieler ihre Strategie an, um die meisten Punkte einzuheimsen. Abseits der Siegesbedingungen erhaltet ihr den grössten Teil der Punkte durch befriedigte Bedürfnisse. Doch Vorsicht: Hier gilt Qualität vor Quantität. Die schwierigeren Karten von höher entwickelten Bewohnern haben einen vielfachen Wert derer eurer Startkarten. So gewinnt selten der Spieler, der möglichst schnell alle einfachen Arbeiter zufriedenstellt, sondern einer, der eine gute Balance aus Arbeitern und Intellektuellen fördert und dabei Handel und Eigenproduktion richtig ausbalanciert.

Screenshot
Anno 1800

Beim Ausrechnen der Siegespunkte blieben grosse Überraschungen aber meist aus. Oft ist während des Spielens klar, wessen Wirtschaftsmotor am besten läuft. Trotzdem waren die Punktzahlen in unseren Testspielen meist recht nahe beieinander. Auch unerfahrene Spieler werden dank des recht einfachen Spielprinzips und der sehr übersichtlichen Spielerhilfen nicht allzu weit abgehängt.

Fazit

Je nachdem, was ihr an der digitalen Fassung von "Anno 1800" schätzt, kann euch das Brettspiel entweder überzeugen oder sogar enttäuschen. Die analoge Fassung abstrahiert das Spielgeschehen sehr und verzichtet auf die serientypischen Lieferketten und Wohnquartiere. Stattdessen fokussiert sich das Brettspiel ganz auf die Weiterentwicklung eurer Insel, auf der ihr Stück für Stück komplexere Fabriken baut und alte ersetzt. Dabei ist die Brettspiel-Version von "Anno 1800" erstaunlich zugänglich und leicht verständlich. Obschon ein Spiel gern mal zwei Stunden Zeit in Anspruch nimmt, waren wir dank flotter Spielzüge und einer sehr guten Anleitung nie gelangweilt oder genervt, sondern motiviert, unsere ambitionierten Pläne in die Tat umzusetzen.

Screenshot
Anno 1800

Ein Schwachpunkt neben der relativ geringen Interaktion zwischen den Spielern ist aber der Wiederspielwert, denn auch mit zusätzlichen Zielkarten verändert sich der grobe Spielablauf von Partie zu Partie kaum. Spieler müssen sich schon aktiv neue Strategien zurechtlegen, um nicht immer auf die gleiche Art zu gewinnen oder zu verlieren.

Als Brettspiel steht "Anno 1800" jedoch etwas im Schatten seiner Lizenz. Denn die flotte und zugängliche Wirtschaftssimulation gehört zu den besten in dieser Nische und kann unserer Meinung nach sogar mit Genregrössen wie "Brass: Birmingham" mithalten. Viele Brettspieler werden aber wohl bereits vom "Ubisoft"-Aufdruck auf der Verpackung vergrault, während für Fans der Videospiele die Verbindung zur digitalen Version hauptsächlich visueller Natur ist.

Das "Anno 1800"-Brettspiel könnt ihr bei unserem Partner World of Games portofrei bestellen.

Kommentare

Anno 1800 Artikel