The Suicide of Rachel Foster (NSW) - Test / Review

Atmosphärisches Horrorspiel mit unangenehmen Wendungen

Test Video larissa.baiter getestet auf Nintendo Switch

Unsensibler Umgang und verblendete Ansichten auf Triggerthemen

Screenshot

Suizid, die Trennung der Eltern, Traumata in Folge von einem Mord, ungeplante Schwangerschaft in der Jugendzeit, Stalking, Eifersucht, Verbrechen aus Leidenschaft ... Das sind einige heikle Themen, an die sich "The Suicide of Rachel Foster" heranwagt - verpackt in einem beklemmenden Horror-Setting. Eine Mischung, die sicherlich nicht jeder gut verträgt. Leider vermischt das Spiel logische Zusammenhänge mit übersinnlichen Geschehnissen und weist einige Zeit- und Ortssprünge auf, die einen aus der Geschichte wieder herausreissen. Lässt man sich danach wieder darauf ein, nerven die fehlenden Charakterentwicklungen, die offensichtliche Wendung und die schwer nachvollziehbaren Gefühle der Protagonistin. Zwar sehen wir Nicole kein einziges Mal, jedoch müsste sie zwischen 20 und 30 Jahre alt sein, studieren und bereits vor zehn Jahren aus dem Hotel verschwunden sein. Nicole verhält sich aber wie eine zickige Teenager-Göre, ist launisch, flirtet dann auf einmal doch wieder mit Irving, den sie doch gar nicht kennt, und ist im nächsten Augenblick wieder grundlos eingeschnappt. Gefühle müssen nicht rational sein, aber sie sollten zumindest bis zu einem gewissen Punkt nachempfunden werden können. Das ist jedoch völlig unmöglich, wenn ein geheimes Kinderzimmer die Protagonistin zum völligen Ausrasten, Weglaufen und Weinen bringt, während die Tatsache, dass ihr Vater eine Minderjährige geschwängert hat, dabei selbst schon über 50 Jahre alt war und man hier ganz klar von hebephilen und missbräuchlichen Handlungen sprechen muss, sie vollkommen kalt lässt und das ganze Thema im Spiel immer wieder mit Liebe gerechtfertigt wird. Auch das Thema Suizid wird leider am Ende völlig salopp und nebensächlich aufgegriffen - leider würde eine Diskussion darüber zu viel spoilern, jedoch hätten wir uns hier mehr Fingerspitzengefühl und vor allem ein nachvollziehbares Ende gewünscht. Die Charaktere der Geschichte scheinen in ihren Rollen und Zwängen vollständig gefangen zu sein, hängen komplett in der Vergangenheit fest und gestalten ihre Zukunft ohne den Einbezug der Gegenwart. Dieses Gefühl wird beim Spielen nochmals bestärkt, da die Dialogoptionen keinerlei Einfluss auf die Geschichte haben.

Fazit

Vielleicht waren die Erwartungen zu gross, da meine letzten Spiele von Daedalic so grandios, lustig, originell und atmosphärisch waren. Gerade die Point-&-Click-Adventures aus dem Hause überzeugten mich immer wieder mit spannenden Rätseln, eingängigen, liebenswerten Charakteren und einer Geschichte, die mich noch Jahre später zum Schmunzeln oder Nachdenken brachte. Dahingehend kann "The Suicide of Rachel Foster" leider nicht mithalten. Zwar gewinnt das Spiel wirklich mit seiner gruseligen, gewaltfreien Atmosphäre, die sowohl visuell als auch auditiv hervorragend umgesetzt wurde, und kommt ohne grossartige Jump-Scares oder sonstige Effekthaschereien aus. Nichtsdestoweniger hätten die einzelnen Charaktere, nicht nur Nicole, sondern zum Beispiel auch Irving, eine nachvollziehbare Charakterentwicklung verdient. Der unsensible Umgang mit den schwierigen Themen, die der Titel aufgreift, trüben das Spiel-Erlebnis leider massiv. Wer beim Zocken den Kopf abschalten kann und keine logischen oder nachvollziehbaren Geschichtsstränge braucht, sondern einfach nur ein atmosphärisches Horror-Game sucht, ist wiederum gut bedient. "The Suicide of Rachel Foster" greift so viele Horrorklischees auf, dass es auf jeden Fall funktioniert und für einige beklemmende und gruselige Momente sorgt. Das Ende wiederum hat nichts mehr Gruseliges, sondern maximal noch etwas Frustrierendes an sich. Spätestens hier hätte ich mir ein nachvollziehbares Ende der Geschichte gewünscht - und nein, es muss nicht zwingend ein Happy End sein. Die Botschaften, die dieses Spiel zum Thema Missbrauch und Suizid macht, finde ich zwar auch gruselig, aber auf eine eher beschämende Art und Weise.

Screenshot

Kommentare

The Suicide of Rachel Foster Artikel