Die Spiele von Remedy sind insbesondere erzählerisch alles andere als plumper Mainstream. Mit "Alan Wake 2" beweisen sich die Macher von "Max Payne" und "Control" abermals, liefern ein überaus atmosphärisches Action-Adventure ab und legen auch spielerisch offenbar massiv zu.
Es war leicht kompliziert, den gamescom-Termin für "Alan Wake 2" zu ergattern. Erst kürzlich wechselte Publisher Epic Games zu einer anderen PR-Agentur für GSA (Germany, Switzerland, Austria), die finale Vergabe regelte eine Agentur aus dem Ostküstenstaat New Jersey. In einem altehrwürdigen Kino im rechtsrheinischen Teil von Köln war erstmals überhaupt Gameplay mit der Hauptfigur Alan Wake zu sehen - vom sogenannten "Dark Place", an dem der titelgebende Horror-Autor seit nunmehr 13 Jahren festsitzt und sich, spielmechanisch bedeutend, aus diesem dunklen Ort förmlich selbst herauszuschreiben versucht. Mehr als 40 Minuten Gameplay aus einem frühen Kapitel konnten wir dabei erleben - Kämpfe, cineastische Zwischensequenzen im Live-Action-Stil und alle zentralen neuen Spielmechaniken. Unkommentiert, aber komplett ohne irgendwelche Schnitte, jedoch mit der Möglichkeit, Autor Sam Lake und den Game-Director danach noch mit unseren Fragen zu löchern. Warum wir als Fans der ersten Teils schlicht begeistert sind, aber auch noch eine dezente Skepsis vorhanden ist, erfahrt ihr im Folgenden.
Mindfuck zum Start
Die Gameplay-Präsentation im Deutzer Kino (digitale Präsentation in nativen 4K) beginnt mit einem reichlich verstörenden Auftritt von Alan Wake in einer Late-Night-Show in New York City. Der Moderator, verkörpert vom aus "Homeland" bekannten britischen Schauspieler David Harewood, konfrontiert den sichtlich verwirrten Alan mit seinem neuen Roman "Initiation", von dem der Autor sicher ist, dass er ihn nicht geschrieben hat. Mr. Door hält das für einen Witz, denn genau darum geht es in dem Buch: das böse Ich des Autors hat das Buch verfasst, während sich das wahre Ich des Autors darüber nicht bewusst ist. Das Gespräch, in dem die vorbildlich bis hin zur feinsten Mimik hochwertig digitalisierten Schauspieler zum Einsatz kommen, nimmt immer absurdere Züge an. Mr. Door kommt gar zur Erkenntnis, dass er und alle, die sich gerade im Raum befinden, womöglich sogar nur existieren, weil sie Teil jenes Romans sind, von dem Alan Wake glaubt, dass er ihn nie geschrieben hat. Zweifellos: Das ist nicht unbedingt ein Story-Ansatz für jedermann, aber ein fast schon typischer für Remedy-Autor Sam Lake, der in "Alan Wake 2" offenbar noch ein bisschen mehr als sonst auf die sprichwörtliche Kacke hauen möchte. Das Beste an dieser Einleitung aber ist: Alles, was dort thematisiert wird, spielt in "Alan Wake 2" eine ganz zentrale Rolle. Denn Alan weiss tatsächlich nichts von jenem Buch, sondern steckt seit inzwischen 13 Jahren in einem realistischen Albtraum fest und versucht sich nun im wahrsten Sinne des Wortes aus seiner scheinbar ausweglosen Situation herauszuschreiben.