2022 brachte Entwickler Frontier Developments das erste Formel-1-Managerspiel seit mehr als zwei Dekaden an den Start. Mit der diesjährigen Ausgabe soll das gelungene Debüt noch übertroffen werden. Trotz einiger Detailverbesserungen hält "F1 Manager 2023" aber unterm Strich bloss seine absolut solide Klasse.
Man könnte meinen, es gäbe keine Art von Spiel, die besser die Faszination der Formel 1 vermittelt als eine Rennsimulation wie Codemasters' im Juni veröffentlichtes "F1 2023". Immerhin können die Spieler nur dort im Cockpit von Max Verstappens RB19 oder dem SF-23 der Scuderia Ferrari Platz nehmen - zwar nur virtuell, aber verbunden mit einem wahnwitzigen Geschwindigkeitsgefühl. Selbst ins Monocock einsteigen, geht im "F1 Manager 2023" nicht, und dennoch ist auch in dem Sportmanagement-Game die Faszination der Königsklasse des Motorsports regelrecht greifbar, während wir als Teamchef auf und abseits der Strecke alle Fäden in der Hand halten. Das hatte schon in der letztjährigen Ausgabe mehr als ordentlich funktioniert. Ob es besser wird oder Entwickler Frontier Developments auf der Stelle tritt, klären wir im Folgenden.
Nur ein Lizenz-Update oder mehr?
Jährlich veröffentlichte Spielreihen, vor allem im Sportsektor, haben es an sich, dass die ganz grossen Neuerungen eher rar gesät sind, sich dafür aber etliche Details in Nuancen verändern - mal zum Besseren, mal zum Schlechteren. "F1 Manager 2023" bildet dabei keine Ausnahme, wobei die aktualisierte Lizenz inklusive des seit dieser Saison greifenden Regelwerks fast schon den grössten Unterschied zur Vorjahresversion darstellt. Ansonsten funktioniert bei "F1 Manager 2023" mehr oder weniger alles noch genau so wie im Vorgänger. Ihr übernehmt also als Teamchef die Leitung eines der zehn aktuellen Rennställe der Formel 1 und müsst versuchen, die Erwartungen des Vorstands zu erfüllen, wenn ihr nicht entlassen werden wollt. Bei Red Bull erwartet der Vorstand selbstverständlich den direkten Kampf um den Weltmeistertitel. Wählt ihr wie wir eines der kleineren Teams wie Haas, habt ihr zwar weniger Budget und keinen Max Verstappen, der Vorstand ist dann aber eben auch schon zufrieden, wenn ihr am Ende eurer ersten Saison Rang 6 in der Konstrukteursmeisterschaft erreicht.
Eure Aufgaben umfassen praktisch alle nur denkbaren Bereiche. Ihr besetzt die zentralen Posten, bestimmt den Trainingsplan der Boxencrew und welche Einrichtungen gebaut oder erweitert werden sollen. Ihr legt fest, welche Ersatzteile gebaut und für den Bedarfsfall gelagert oder welche neuen Teile fürs Auto entworfen werden. Sogar die Forschung für die nächste Saison liegt in eurer Zuständigkeit. Ihr seid es, die bei der Abstimmung der zehn Teams das Votum festlegen oder ob in der kommenden Saison die Anzahl an Motoren, Getrieben etc. erhöht werden soll.
Das sind alles wichtige Aufgaben, die ihr auch nur zum Teil "automatisieren" könnt. Am meisten habt ihr aber am eigentlichen Rennwochenende zu tun.
Dann nämlich grätscht ihr sozusagen wie der Fussballtrainer von der Seitenlinie aus herein, während ihr Trainingssessions, Qualifying und Rennen im Stil einer TV-Übertragung verfolgt und dabei natürlich den Fokus frei zwischen euren beiden Fahrern wechseln könnt. Ihr bestimmt im Qualifying, wann die Fahrer auf die Strecke gehen. Ihr müsst euch obendrein um das Setup kümmern, wobei ihr das Feedback der Fahrer unbedingt berücksichtigen solltet, da eine grössere Zufriedenheit mit dem Setup auch eine bessere Leistung auf der Strecke bedeutet. Generell gebt ihr euren beiden Fahrern separat Befehle, etwa das Tempo zu erhöhen, um den Vordermann anzugreifen, oder auch eine Tempodrosselung, wenn die Reifen zu heiss geworden sind. Herunterkühlen könnt ihr die Pneus auch durch andere Befehle, beispielsweise durch die Anweisung, so viel wie möglichen durch "clean air" zu fahren, sprich möglichst ausserhalb des Windschattens eines Vorausfahrenden. Es gibt noch einige weitere Befehle, etwa eine Erhöhung/Verringerung der eingespritzten Spritmenge, um die Leistung anzupassen oder etwa den in einer langsamen Safetycar-Phase gesparten Kraftstoff zu verbrennen, um möglichst wenig "Übergewicht" herumzuschleppen, das sich sonst im entscheidenden Moment negativ auf den Top-Speed oder den Reifenabrieb auswirken kann. Auswirkungen haben auch eure Befehle wie (aggressiv) ihr eure Überholmanöver angeht oder eure Position nach hinten verteidigt. Es ist also ein im theoretischen Kern sehr realistisches System, zumal ihr auch bei leichtem Regen etwas gegen zu kalte Reifen unternehmen müsst. Es ist und bleibt allerdings ein Spiel, der Realismus wird hier also zugunsten der Spannung mitunter stark gebeugt, was insbesondere bei verschiedenen Rennereignissen nicht immer zum Vorteil des Spiel-Erlebnisses ist.