Die GAMES.CH Kolumne #01-2017

Wir brauchen wieder Games mit Identität!

Kolumne Michael

Alles eine Sosse

Aber auch ganz generell gleichen sich viele Top-Games einander immer weiter an. Grosse Entwickler lassen sich gestützt von Marktforschern in einer Weise „inspirieren“, die zu einer Uniformierung führt und bedingt, dass sich Games der einzelnen Genres immer ähnlicher spielen und anfühlen. Sind Spielelemente wie das Wallrunning, der Instinkt-Blick, ein Enterhaken oder Pfeil und Bogen in einem Game gerade erfolgreich, muss das sofort für das eigene Projekt genutzt werden. Selbst Spielgeschwindigkeit und Kampfdynamiken werden „stibitzt“. Wer eines der letzten „Call of Duty“-Games gespielt hat, muss sich für „Titanfall 2“ nicht gross umgewöhnen. Wer „Overwatch“ kennt, weiss sofort, was in „Battleborn“ und „Paladins“ geht. Herr je, die sehen dazu sogar noch vollkommen gleich aus. Selbst die erbarmungslose Hardcoreerfahrungen von „Dark Souls“ wird mit „Nioh“ und „Lords of the Fallen“ und „The Surge“ in neuen Kulissen nachgestellt. Mit „Bloodborne“ sogar vom Originalentwickler selbst – nur eben exklusiv für die Playstation 4.

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Klar, das alles ist legitim und gehört zur Entwicklung dazu. Kopieren und Interpretieren ist natürlich. Es bringt das Videospiel als Medium voran, lässt perfektionieren und liefert dabei grandiose Erlebnisse. Alles klar. Aber: Finden wir die immer gleichen Mechaniken und Strukturen in all zu vielen Games, werden sie vorhersagbar. Es nimmt uns die Erfahrung, sie wirklich zu erschliessen, auszutesten und zu meistern. Dabei ist das doch etwas, das für ein bereicherndes Spielerlebnis vollkommen essentiell ist. Aber vor allem nimmt es den Games die Möglichkeit zur Innovation und Entwicklung einer Identität. So sehr ich „Horizon: Zero Dawn“ auch liebe: Im Grunde fühlt es dank all der aus „Far Cry“ und „Assassin's Creed“ bekannten Mechaniken nicht so aufregend frisch an, wie es sein könnte. Sondern eher wie ein verdammt gut gelungenes Spin-Off-Experiment. Wie ein „Far Cry: Blood Dragon“ oder „Primal“. Es gibt mir das Gefühl als mangelte es Guerrilla Games am Mut nebst der abgefahrenen Kulisse auch beim Gameplay etwas verrückt zu spielen.

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