Lost Judgment - Test / Review

Unter den Erwartungen

Test Benjamin Braun getestet auf Xbox Series X/S

Prügeln, gamen, lachen

Rein spielerisch erfindet "Lost Judgment" das Serienrad nicht neu. Das ist in Anbetracht der Abwechslung und der (optionalen) Freiheiten, die das Spiel bietet, zunächst gar nicht negativ zu verstehen. Hier müsst ihr einer Zielperson heimlich durch die Strassen Tokios verfolgen, ohne entdeckt zu werden. Dort klettert ihr über Mauersims und Rohre, um in einer der (in diesem Fall verpflichtenden) Nebenmissionen den selbsternannten Spinnenmann erst aus einer ausweglosen Lage zu retten und schliesslich als Damenhöschen-Dieb zu überführen. Dann wiederum nutzt ihr neue Gadgets wie das Skateboard - mit dem ihr übrigens tatsächlich nur begrenzt schneller vorankommt als beim Rennen -, die man als kleine Spielerei abtun mag, die wir aber sehr gern genutzt haben. Und wer will, kann sich in den Spielhallen der Stadt oder in Taks Detektei stundenlang mit Klassikern auf SEGAs Master System und etlichen weiteren Spielen beschäftigen.

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Neben der Story, die mit mehr Tempo und weniger Drumherum wie erwähnt deutlich besser sein könnte, bildet aber wie gehabt die Ingame-Action die zentrale Spielspassgrundlage. Auf "Normal" werden die Faustkämpfe zwar noch einmal ein Stück leichter, was das extrem üppige und später teils Grinding-lastige Skillsystem regelrecht aushebelt. Aber die Schlägereien sind, inklusive einiger, überwiegend kleinerer Neuerungen, dennoch nie eintönig, sondern vor allem durchweg so spektakulär, dass wir uns wie immer mit jedem theoretisch umgehbaren Schlägertrupp anlegen wollen und es am Ende auch tun. Leute mit blanken Fäusten, Verkehrshütchen, Baseballschlägern etc. eins auf die Fresse zu geben - denn hier kriegen es ja wirklich nur die ab, die es verdienen -, macht jedes Mal aufs Neue Spass! In seiner durchaus brutalen, aber unblutigen Darstellung sind die Kämpfe zwar total überzogen auf Action getrimmt - Obelix würde womöglich nicht nur die, sondern auch die akrobatischen Fluchtpassagen oder den bisweilen kruden Humor unter "Die spinnen, die Japaner" zusammenfassen. Aber genau diese vermeintlichen Verrücktheiten machen auch "Lost Judgment" so gut, so unterhaltsam, so spielenswert. Deshalb macht sich der insgesamt verringerte Anspruch - Fehler in den Verhören oder bei den simplifizierten "Rätseln" werden euch noch weniger unterlaufen als im Vorgänger - wenig bis gar nicht negativ bemerkbar. Serienkenner sollten aber dennoch gleich auf einem der höheren Schwierigkeitsgrade starten, um wenigstens in den Kämpfen auch mal eines der Hilfskonsumgüter nutzen zu müssen.

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