Triangle Strategy - Test / Review

Klasse Rundentaktik in epischem Setting

Test Video Benjamin Braun getestet auf Nintendo Switch

Spannend, wendungsreich, aber langatmig

Kämpfe und die Charakterentwicklung sind zwar zentrale und auch die wichtigsten Säulen von "Triangle Strategy", allerdings wiegt die Story mindestens genauso schwer. Zumindest, was den Anteil an der Spielzeit betrifft. Denn die Geschichte von Serenoa und den drei zerstrittenen Reichen beansprucht rund 50 Prozent der Zeit. Das gilt weniger für die kompakten Cutscenes mit dem eingangs genannten "Herr der Ringe"-Flair, sondern primär für interaktive Dialogsequenzen. "Interaktiv" bedeutet dabei allerdings vornehmlich, dass ihr die Dialoge manuell weiterklicken müsst, sofern ihr diesen Schritt nicht auf Knopfdruck automatisiert. Nur an einigen Stellen müsst ihr unter jeweils drei Optionen eine Wahl treffen, womit ihr Serenoas Gesinnung bestimmt und euch kumulativ für den Weg der Moral, der Freiheit oder (eher nüchtern) des Nutzens entscheidet.

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Das beeinflusst den Verlauf und auch den Ausgang der Story. Das gilt aber ganz besonders für den sporadischen Einsatz der Waage des Urteils. Dabei entscheidet ihr direkt, wie das Abenteuer weitergeht - also ziemlich am Anfang, ob ihr zunächst ins Reich eurer künftigen Frau Frederica nach Aesfrost reist oder eine hier nicht genannte Alternative wählt. An diesen Abstimmungen nehmen all eure Gefährten teil, deren Wahl ihr nur indirekt beeinflussen könnt. Ihr könnt sie in diesen Szenen also manuell ansprechen und Argumente vortragen, um sie in eine gewünschte Richtung zu lenken. Oft haben die Gefährten dazu eine so feste Meinung, dass ihr sie allenfalls überzeugen könnt, wenn ihr zuvor bestimmte Informationen erlangt habt - die erhaltet ihr in den sogenannten Erkundungsabschnitten, in denen ihr Serenoa dann tatsächlich mal im Dialog mit anderen Charakteren frei steuert, oder etwa durch das Auffinden eines Buches in einer Bibliothek. Ob euer Überzeugungsversuch dadurch erfolgreich war, erfahrt ihr aber erst nach dem Start der Abstimmung. Schon ganz nett, doch wäre es uns lieber gewesen, die Entscheidungen einfach allein zu treffen, um uns für die durchaus spannenden, wendungsreichen und mitunter auch mal erschreckenden Konsequenzen verantwortlich zu fühlen.

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Das ist letztlich aber nicht dramatisch, da uns die komplexe Story mit all ihren interessanten Charakteren und Intrigen der Beteiligten an sich gut gefällt. Dennoch dürften sich daran die Geister scheiden. Denn der Anteil von rund 50 Prozent an Story-Sequenzen ist keineswegs untertrieben und die Inszenierung nicht gerade besonders temporeich. Viel eher wird oft mehr gesprochen, als notwendig wäre. Und selbst die für viele japanische Spiele typischen "Nachdenkphasen" mit den drei Pünktchen in der Gedankenblase können aufgrund des grossen Umfangs mit ihren zwei Extrasekunden mitunter nerven. Dass man praktisch alle Sequenzen einfach durchklicken oder sogar komplett überspringen kann, ist einfach keine Alternative zu besser entschlackten Dialogsequenzen. Allerdings wollen wir nicht unterschlagen, dass genau diese Art des Storytellings mit ihrer "breitgewalzten Langatmigkeit" vielen Spielern sogar besser gefällt als westlichere Ansätze. Loben können wir aber in jedem Fall die sehr gute englische Sprachausgabe (ihr könnt auch auf die japanische Spur umschalten) und die entweder gekonnt sehr freie oder auf Basis der japanischen Version entstandene deutsche Textübersetzung. Für Stimmung sorgt ferner ein sehr schöner Soundtrack, bei dem man sich fragt, wo die Japaner immer die ganzen tollen Stücke auftreiben.

Fazit

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"Triangle Strategy" bietet komplexe Rundentaktik-Gefechte mit angenehm vielseitigen, interessanten Gefährten. Der Grafikstil mag Geschmackssache sein, uns gefällt die Mischung aus 3D und Pixellook jedenfalls sehr gut. Das spannende Setting und die wendungsreiche Story machen nicht nur aufgrund der tollen, fast durchgehenden englischen Sprachausgabe einiges her, sondern auch aufgrund der wegweisenden Entscheidungen im Rahmen des Moralsystems. Nur die Erzählweise hätte gern geraffter sein und auch sonst die gelebte Trägheit für mehr Tempo beiseitelegen dürfen. Ganz so ausgeglichen hätte das Verhältnis von reinen Story-Segmenten und Kämpfen jedenfalls wirklich nicht sein müssen. Aber ob euch das stört oder sogar genau euer Ding ist, solltet ihr am besten in der Demoversion selbst für euch herausfinden - die übrigens noch einen Hauch storylastiger ausfällt, aber dennoch im Wesentlichen das widerspiegelt, was euch in der Vollversion erwartet. Für Rundentaktik-Freunde sollte das jedoch ohnehin kein zentrales Entscheidungskriterium sein, denn die Kämpfe allein sind für diese Zielgruppe bereits die Anschaffung wert.

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