Stray - Review / Test

Ein Abenteuer auf vier Pfoten

Test Video Joel Kogler getestet auf PlayStation 5

Technische Höhen und Tiefen

Dabei hilft es, dass gerade in der getesteten PS5-Version die Umgebungen hervorragend aussehen und die eigentlich leblose Stadt mit haufenweise kleinen, liebevollen Details zum Leben erweckt wird. Überall findet ihr Hinweise darauf, wie das Leben hier einmal ausgesehen haben könnte. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass sowohl das Setting als auch die Geschichte sich etwas nahe an gängigen Science-Fiction-Klischees bewegen und man alles so oder ähnlich schon woanders gesehen hat. Spielerisch wie optisch gehören die Stadt und ihre Umgebungen zu den besseren urbanen Settings in Videospielen.

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Nicht zuletzt verdankt "Stray" seinen Erfolg natürlich auch dem originellen Konzept, dass ihr als Spieler in die Rolle einer Katze schlüpft. So wirklich ausgebaut wird diese Idee im Spiel selbst aber nicht. Per Knopfdruck springt ihr an vorgegebene Punkte, miaut oder wetzt eure Krallen an allerlei Objekten. Oberflächlich wirkt das alles zwar einigermassen interessant, nach der ersten Spielstunde merkt man aber, dass man die Katze ohne Weiteres durch jede andere Spielfigur hätte ersetzen können und es kaum einen Unterschied gemacht hätte. Schuld ist dabei zu einem grossen Teil B-12, der ähnlich wie Navi in "Legend of Zelda: Ocarina of Time" für unseren sprachlosen Protagonisten das Sprechen und Interagieren mit der Welt übernimmt. So spielen wir nicht wirklich eine Katze, sondern ein hyperintelligentes Wesen mit einer Rucksack-Drohne, die Türen hackt und fröhlich mit Robotern Smalltalk führt.

Tatsächlich sorgt die feline Protagonistin auch an anderer Stelle für Probleme, denn neben Dingen, die keine Katze jemals tun würde (etwa das Benutzen einer Seilrutsche oder einer UV-Taschenlampe), fühlen sich die Animationen oft nicht ganz korrekt an. Keine Ahnung, ob es ein "Uncanny Valley" für Katzen gibt, aber falls ja, hat "Stray" es gefunden. Optisch passt die Katze nie so ganz ins Spielgeschehen, was auch daran liegt, dass die grafische Qualität des Fells und der Bewegungen schlechter scheinen als im Rest des Spiels.

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Diese kleineren Fehler tun aber dem Spielspass keinen Abbruch. Gerade für einen Indie-Titel ist "Stray" überraschend hochwertig produziert. Die Reise durch die zerfallene Stadt macht Spass und berührt dank toller Optik und hervorragender musikalischer Untermalung immer wieder eure Emotionen.

Fazit

"Stray" hatte mit seinen ersten Gehversuchen als "HK Project" die Vorstellungskraft vieler Spieler beflügelt. Das finale Produkt fühlt sich unterm Strich weitaus vertrauter und generischer an, als man es sich von den ersten Bildern vielleicht erhofft hat. Trotzdem hat "Stray" seine Stärken, insbesondere im Leveldesign und in der Atmosphäre, die es durch grossartige Grafik und Musik immer wieder aufbaut. Spielerisch bewegt sich das Werk eher auf der leichten Seite und bietet erfahrenen Spielern kaum eine Herausforderung. Darum geht es hier aber ohnehin nicht. "Stray" will euch in eine Welt entführen, die dreckig und kaputt ist, und zeigt euch darin immer wieder die Lichtblicke der Hoffnung und die Schönheit, die im Verborgenen liegt.

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