Cyberpunk: Edgerunners - Special

Die von "Cyberpunk 2077" inspirierte Anime-Serie ist ab sofort auf Netflix abrufbar

Artikel Video Steffen Haubner

... I'm gonna to burn this city, burn this city

"Cyberpunk: Edgerunners" ist unsere Liebeserklärung an Cyberpunk als Ganzes und an animierte Geschichten im Besonderen", erklärte Adam Badowski, Game-Director von "Cyberpunk 2077" und Head of Studio von CD Projekt RED beim Start der rund vier Jahre währenden Produktionsphase. Eine Hommage an das Genre also, und als solche lässt sie natürlich kaum ein Klischee aus: einsame Grossstadtwölfe, die auf hochgepowerten Maschinen durch die Nacht brettern, Film-noir-artige Femmes Fatales und vom Asphalt reflektiertes Neonlicht gehören da einfach dazu. Insbesondere ist es den Machern aber gelungen, eine künstlerisch eigenständige und doch sofort wiedererkennbare Version der düsteren Gassen von Night City zu erschaffen. Die Farben wirken effektvoll künstlich, und immer wieder blitzt das für das Franchise charakteristische strahlende Gelb auf.

Um weitere Bezüge zum zugrundeliegenden Game kümmert sich "Cyberpunk: Edgerunners" gar nicht erst grossartig, die Story ist komplett eigenständig. Sex und Splatter gibt es im Anime jede Menge, auch die deutsche Synchro passt zum grössten Teil, obschon der vermeintlich coole Gangster-Slang à la "Alles fit im Schritt?" die Grenze zur Peinlichkeit öfter mal überschreitet. Irgendwie fügt sich selbst das ins Gesamtkonzept. Es wird geballert und gerast, die Protagonisten sind nie um einen zynischen Spruch verlegen. Natürlich gibt es auch eine vor sich hin schwelende Liebesgeschichte, die bei all der Techie-Raserei willkommene Ruhepausen bietet. Lucy ist eine mysteriöse Netrunnerin, die David in die Unterwelt von Night City einführt, der allerdings nie so richtig weiss, woran er bei ihr ist. Die beiden arbeiten für Maine, einen hünenhaften Cyberpunk-Veteranen und ehemaligen Militärsoldaten, der bald zu Davids väterlichem Freund avanciert.

Eine eigene, düstere Geschichte

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Zum schrägen Personal zählt ausserdem ein Ripperdoc, der von allen nur "Doc" genannt wird. Als Cyberchirurg versorgt er jeden, der dafür zahlen kann, mit den nötigen Upgrades, um in der Unterwelt von Night City zu überleben. Er ist es auch, der David eine eigentlich zu militärischen Zwecken entwickelte Erweiterung implantiert, mit der er sich rasend schnell fortbewegen kann. Die diesen Skill darstellende Animation ist wie eigentlich alle Spezialeffekte der Reihe ausgesprochen sehenswert. Dass Davids jugendlicher Körper auf derlei Belastungen gar nicht ausgelegt ist, ist eine Idee, die "Cyberpunk: Edgerunners" ganz offensichtlich dem Manga/Anime "My Hero Academia" entlehnt hat. Dort sind es Mutationen namens "Quirks" (in der deutschen Fassung "Macken"), die den titelgebenden Helden übernatürliche Fähigkeiten verleihen und erst mal beherrscht werden wollen, bevor man damit einen ordentlichen Aufschlag machen kann. Das Grundmotiv, dass das eigentlich Aussergewöhnliche im jeweiligen Universum zur Normalität wird (samt allen daraus resultierenden Problemen), haben ebenfalls beide Serien gemeinsam. Probleme, haben ebenfalls beide Serien gemeinsam.

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"Die Gier von Unternehmen, Korruption, soziale Ungleichheit und persönliche Aufopferung", beschreiben die Macher die übergreifenden Themen von "Cyberpunk: Edgerunners". Hier geht es um klassische Cyberpunk-Motive wie: "Wie weit kann man seine körperlichen und emotionalen Grenzen ausreizen, bevor man den Preis dafür zahlt?" und "Was bedeutet es, in einer Stadt zu leben, die von Gier und extremer Körpermodifikation geprägt ist?" Die Serie hat also durchaus den Anspruch, kein blosses Anhängsel des Games zu sein, sondern eine eigene, vom Spiel unabhängige Stossrichtung zu entwickeln. Dass ihr das ausserordentlich gut gelingt, ist alles andere als selbstverständlich und könnte auch Nicht-Gamer vor den TV-Schirm locken.

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