Dust 514

Zwischen Genie und Wahnsinn

Artikel Alain Jollat

Wie weiter, “Dust 514”?

Tja, ein Jahr vorbei. Ein Jahr, das mit wenig berauschenden Wertungen angefangen hat. Aber auch ein Jahr, in dem CCP viel an seinem ersten Shooter gewerkelt hat. Viele Updates haben neue Funktionen hinzugefügt, aber auch viele der zahlreichen Bugs gefixt. Ganz klar, an ein “Battlefield 4” oder “Call of Duty” kommen die Isländer mit ihrem Produkt nicht heran.

Zudem machte CCP auch die etwas anderen Ansichten und Anforderungen der Konsolengamergemeinde zu schaffen. PC-MMO-Spieler wissen, dass nach Einspielen eines Patches die ersten zwei oder drei Tage durchaus noch Fehler auftreten können und sind in der Regel entsprechend nachsichtig. Konsolen-Gamer haben sich höchstens an einen Day-One-Patch gewöhnt, erwarten aber, dass ein Spiel nach dem Aufstarten läuft. Und das tut “Dust 514” die meiste Zeit, aber hin und wieder treten Fehler auf, die nicht auftreten sollten. Framerate-Einbrüche haben wir beispielhaft ja bereits angesprochen. Auch das sachte Ans-Spiel-Heranführen von Neulingen im Rahmen eines ausführlicheren Tutorials oder einer längeren Welpenschutzphase wären wünschenswert. Denn auf dem Schlachtfeld ist das Leben hart und das Sterben häufig. Die Frustration überwiegt bei neuen Spielern oftmals die Herausforderung.

Screenshot

Immerhin sind die Entwickler weiterhin mit vollem Elan dran, um das Spiel näher an und auf den Thron des First-Person-Shooters zu führen. Noch haben sie es selbstverständlich nicht geschafft, aber im Vergleich von vor einem Jahr wurden grosse und grossartige Fortschritte gemacht. Und das notabene kostenlos und nicht in Form eines jährlichen Releases Ende des Jahres, der mit Pauken und Trompeten - und einem unglaublich hohen Werbebudget - als Neuerfindung des Rades angekündigt wird, dann aber doch nur alter Wein in neuen, grafisch beeindruckenden Schläuchen ist, der spielerisch dem ganzen Hype kaum (oder zumindest nur ganz selten) gerecht wird. Die Arbeit der Isländer wird von der Spielerbasis auch honoriert. Langsam versteht CCP, wie ein Konsolero tickt - und auch die Spieler gewöhnen sich an die neuartigen Update-Gepflogenheiten.

Allerdings muss noch etwas an der Interaktion zwischen EVE-Piloten und Dust-Söldnern gefeilt werden. Das Update vom Dezember hat einiges bewirkt, wenngleich man hier sicherlich noch nicht an dem Punkt angelangt ist, an den man hinmöchte. In FW ist es eher Glückssache, wenn ein Pilot über dem Planeten kreist und Unterstützung in Form von Orbitalschlägen anbietet. Gleiches gilt auch in PCQ.

Unterm Strich hat “Dust 514” eine wesentlich bessere Wertung verdient, als die Meta-Dienste Metascore oder GameRankings ausweisen, denn 50-60% werden dem Spiel in seiner aktuellen Form keineswegs mehr gerecht. Wenn wir es heute bewerten müssten, dann erhielte es eine GAMES.CH-Wertung von 78%. 

Ein wichtiger Fortschritt ist allerdings noch ausstehend: Die Ankündigung einer Veröffentlichung für die Playstation 4. Viele Stammspieler sind im Moment noch verunsichert, wie es mit dem EVE-Ableger weitergeht. Wie lange werden noch genügend Playstation-3-Spieler aktiv sein, um die blutigen Schlachtfelder mit ihren gefallenen Klonkörpern zu pflastern? Lohnt es sich noch, Geld auszugeben, wenn es im schlimmsten Fall eh bald eingestampft wird? CCP ist nun gefordert. Der Community dürstet es nach klaren Antworten und harten Fakten. Und keinen Ausflüchten und PR-Gesülz.

Kommentare

Dust 514 Artikel