Hogwarts Legacy - Vorschau / Preview

Kein Harry, keine Hermine? Kann das funktionieren?

Vorschau Video Steffen Haubner

Am schönsten ist es doch immer, wenn man wenig erwartet. So ging es uns, als wir eingeladen wurden, im Mehr! Theater in Hamburg, wo sonst das Musical zum wohl erfolgreichsten Zauberlehrling der Neuzeit aufgeführt wird, zum ersten Mal Hand anzulegen an Warners "Hogwarts Legacy", das am 10.Februar erscheinen soll. Noch ein "Harry Potter"-Spiel? Offen gesagt hatten wir darauf nicht wirklich gewartet. Das Gute daran ist allerdings: Harry Potter kommt darin gar nicht vor. Auch keine Hermine und kein Ron, denn die sind zum Zeitpunkt der Handlung noch nicht einmal geboren. Damit bekommen nun all jene eine Chance, die sich mit den Originalcharakteren nie so richtig anfreunden konnten oder die literarischen Vorlagen nach all den Verfilmungen, Hörspielen, Theaterstücken, Musicals und Themenparks für hoffnungslos auserzählt halten.

"Harry Potter"-Spiele gab es schon eine Menge

Auch "Harry Potter"-Games gab es schon jede Menge. Die sich im "Potter"-Universum tummelnden Figuren erhielten zwischen 2001 und 2011 von Electronic Arts (in enger Zusammenarbeit mit Warner Bros. Interactive Entertainment) knapp ein dutzend Titel. 50 Millionen sollen davon verkauft worden sein, was man immerhin als Achtungserfolg werten kann. Die Spiele waren bodenständig, eher kindgerecht und auf Casual Gamer ausgerichtet. Keines davon hat das Action-Adventure-Genre neu definiert, was vermutlich auch niemand wirklich erwartet hat. Sie gehören zu der grossen Masse an Lizenzprodukten, die sich redlich Mühe geben, die Fans zufriedenzustellen, keine unkalkulierbaren Risiken einzugehen und auch sonst niemandem wehzutun.

Zu erwähnen sind natürlich ebenso die LEGO-Ableger, die von der Kritik noch deutlich wohlwollender aufgenommen wurden. LEGO und Harr Potter, das funktioniert schliesslich auch in der Klemmbausteinwelt ganz ausgezeichnet. In der "Wizarding World" angesiedelt sind ausserdem "Harry Potter: Hogwarts Mystery", das (kurioserweise für Android und iOS) Harrys Frühgeschichte erzählt, und "Harry Potter: Wizards Unite", ein "Pokémon GO"-artiges AR-Game, das Warner Games San Francisco in Kooperation mit Niantic 2019 auf den Markt brachte. Mal ernsthaft: Hat das irgendjemand gespielt? Nicht viele offenbar, denn "Wizards Unite" ist seit einem Jahr offline.

Neues Studio, neuer Ansatz

Nun soll also das in Salt Lake City angesiedelte und nicht einschlägig vorbelastete Studio Avalanche Software das "Potter"-Franchise in die Open-World-Ära führen. Dessen Referenzen sind nicht allzu beeindruckend, zuletzt war man für die spielerische Umsetzung diverser Disney-Brands wie "Bolt", "Toy Story" und "Cars" zuständig. Mit den "Disney Infinity"-Games, von denen heute kaum noch jemand spricht, hat man immerhin Open-World-Erfahrung gesammelt. "Cars 3: Driven to Win", vor rund fünf Jahren erschienen und mit einem Metascore von 72, ist auch nicht gerade ein Aushängeschild. Es zeigt aber zumindest, dass die Entwickler, die immerhin schon seit 1995 in der Branche aktiv sind, ihr Handwerk verstehen.

Screenshot
Es ist immer aufregend, in eine neue Schule zu kommen. Aber im Fall von Hogwarts ist das noch mal eine andere Nummer.

"Hogwarts Legacy" unternimmt den Versuch, uns selbst zu Zauberlehrlingen zu machen und in eine offene Spielwelt zu schicken, um unsere eigenen Abenteuer zu erleben. Entsprechend geht die Reise los mit einem Charakter-Editor. Der bietet alles, was man von einem solchen erwartet, zumindest wenn es um das äussere Erscheinungsbild geht. Wie wär's mal mit einem weiblichen Harry Potter namens Harriet Schmitz? Ist natürlich nur ein Vorschlag. Die selbst gestrickten Heldinnen und Helden sehen jedenfalls ausgezeichnet aus und erfüllen exakt ihren Zweck: Sie sind der erste Schritt in die Illusion, selbst in die Welt von Hogwarts einzutauchen und uns mit den selbst geschaffenen Charakteren zu identifizieren, statt einfach bloss einen Buchplot nachzuspielen.

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