Lies of P - Test / Review

Märchenhafter Puppen-Albtraum

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Die Spiele vom japanischen Entwickler FromSoftware, insbesondere "Dark Souls", "Bloodborne" und "Sekiro", haben das Genre der Action-Rollenspiele massgeblich geprägt und darin das Untergenre der "Soulslikes" geschaffen. Ein wichtiges Element ist dabei das Leveldesign, in dem sich alles um in der Welt verteilte Kontrollpunkte dreht, zu denen ihr oftmals mit gefundenen Abkürzungen zurückkehrt. Ein anderer Aspekt ist das Kampfsystem, das die Reflexe der Spieler belohnt und erwartet, dass ihr die Angriffsmuster der Gegner studiert. Die Atmosphäre der Spielwelt zeigt, dass sie oft in ihren letzten Atemzügen ist. Die Geschichte der Spielfigur ist dabei meist zweitrangig und weicht der Handlung der Welt, die durch die Levels selbst, gefundene Items und Sammelgegenstände passiv erzählt wird.

"Lies of P" vom südkoreanischen Entwickler Neowiz Games erfüllt all diese Kriterien, schafft es aber mit einigen spannenden neuen Ideen und jeder Menge Style, sich von der Masse an Soulslike-Titeln abzuheben.

Mörder-Marionette?

Ihr schlüpft in die Rolle von P, einer lebensechten Marionette vom Puppen-Meister Geppetto, der sich in der Stadt Krat wiederfindet, nachdem diese von wild gewordenen Puppen überrannt wurde. Eure Aufgabe ist es, euren «Vater» zu finden und mit ihm zusammen dem Mysterium rund um die Rebellion der Puppen gegen ihre menschlichen Meister nachzugehen. Dabei werdet ihr immer wieder mit der Frage nach eurer eigenen Menschlichkeit konfrontiert.

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Ihr habt es bestimmt schon gemerkt: "Lies of P" orientiert sich mit Setting und Story vage am "Pinocchio"-Märchen. So trefft ihr beispielsweise recht früh auf Sonia, die blaue Fee, die es euch ermöglicht, mit von Gegnern gesammelten Ergo-Kristallen aufzustufen. Auch Gemini, die hilfreiche Grille, ist in Form eures mechanischen Begleiters dabei. Der grobe Plot des Spiels ist aber abgesehen von einigen Anspielungen sehr weit von "Pinocchio" entfernt. Vergleichbar wäre die Umsetzung hier eher mit den "Alice"-Games.

Anders als viele Titel im Genre setzt "Lies of P" jedoch auf eine etwas präsentere Haupthandlung mit Hauptfigur P im Zentrum. Dabei geht es um die Menschlichkeit der Puppen, zu denen auch ihr gehört. Etwas hat sich geändert, das alle Puppen in den Wahnsinn trieb und euch ebenfalls nicht unbeschadet zurückliess. Im Gegensatz zu anderen Puppen könnt ihr nämlich lügen und müsst das direkt zu Beginn des Spiels auch. Mit jeder Lüge, einem zutiefst menschlichen Akt, verändert sich allerdings euer Wesen. Dieses geheime System der Menschlichkeitspunkte bewertet diverse eurer Aktionen, von Lügen über bestimmte Quests und Sammelgegenstände bis hin zu der Entscheidung, wie ihr mit diversen NPCs interagiert. Je nachdem wie menschlich euer P ist, schliesst ihr das Game mit einem von drei möglichen Enden ab.

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Das ist zugegebenermassen kein revolutionäres Feature, bringt aber genügend Geheimniskrämerei mit sich, um unsere Neugier zu wecken. Später im Spiel geht es dann auch noch gegen neue Gegnertypen, die keine Puppen sind, womit sich weitere interessante Fragestellungen auftun. Mehr möchten wir allerdings nicht verraten. Nur so viel sei gesagt: Uns hat die düstere und manchmal etwas ziellose Geschichte von "Lies of P" gefallen. Es überrascht uns aber nicht, dass es auch einige Stimmen gibt, die damit eher weniger anfangen können.

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